Vision 2035 - Wenn Gott ruft
Mit einem Blick auf die Geschichte und das Wirken Gottes wenden sich Christian Pletsch und Dr. Jürgen Schulz nach vorn. Sie meinen, dass der Gott, der damals schon rief und beauftragte, das heute noch genauso tut. Auch wenn die Zeiten sich geändert haben. Und vielleicht auch sonst so einiges. Lesen Sie selbst, was sich hinter „Vision 2035“ verbirgt. Und was das auch mit Ihnen zu tun hat.
Im Januar 1958 sitzen vier junge Menschen am Esstisch von Pfr. Dr. Riecker und beginnen ihre theologische Ausbildung. Sie alle haben die Erweckung miterlebt und wollen in ihrem Glauben starke Wurzeln schlagen, um in Zukunft ihre Erfahrungen im hauptamtlichen Dienst weiterzutragen. Das Pfarrhaus wird zur Bibelschule. Im Wohnzimmer wird studiert, gegessen und gebetet. Im Dachboden werden, ohne Heizung und mit Mäusen als Mitbewohnern, die Schlafräume eingerichtet. Hier, unter ganz einfachen Lebensumständen, wächst die Liebe zu Gott und den Menschen, vertiefen die Studierenden ihre Kenntnisse über Gott und sein Wort und erleben, welche Früchte ein Leben im Glauben hervorbringt. Das Pfarrhaus wird zu einem geistlichen Gewächshaus. Hier wächst, was Gott gepflanzt hat.
Geprägt vom Gebet
Zwei Bibelworte, die schon über dem Ofen im Pfarrhaus hingen, drücken diese Überzeugung aus: „Gott rief dem, was nicht ist, dass es sei“ und „Abraham glaubte auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war“ (Röm 4,17f). Noch heute hängen diese Worte, gestickt auf eine kleine Fahne, in einem Andachtsraum des Lebenszentrums. In diesem besonderen Umfeld, geprägt von Gebet, Gottes Wort und Gemeinschaft, erwächst 1962 eine Gemeinschaft von Männern und Frauen, die sich in radikaler Hingabe für Jesus in Gütergemeinschaft, schlichtem Lebensstil, Ehelosigkeit und Gehorsam zu einer evangelischen Ordensgemeinschaft zusammenschließen. Die Kommunität Adelshofen war geboren.
Das Lebenszentrum in Adelshofen ist ein Ausdruck des Glaubens dieser Kommunität. Weil Menschen Gott vertraut haben und ihr Leben hingaben, ist in über einem halben Jahrhundert dieser einzigartige Ort entstanden, an dem Menschen einander begegnen, gemeinsam das Leben teilen und Theologie studieren. Damit dieser Glauben auch in Zukunft das Leben in Adelshofen und darüber hinaus prägt, hat die Kommunität die Stiftung Lebenszentrum Adelshofen gegründet. Ihr Auftrag drückt unsere Aufgabe aus: Gott ehren, Gemeinschaft leben, Menschen dienen! Als Stiftung haben wir uns in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit diesem Auftrag auseinandergesetzt. Wir wollen auch weiterhin ein geistliches Gewächshaus sein. Ein Ort mit einem besonderen Klima, geprägt von Gottes Wort, Gebet und dem Wunsch, dass Menschen das Evangelium von Jesus Christus hören. Ein Haus, das Gastfreundschaft lebt und vielfältige Begegnungen ermöglicht. Wir wollen Menschen Raum geben, um über Gott, ihr Leben und die Welt ins Gespräch zu kommen.
Mit der Gründung der Stiftung Lebenszentrum Adelshofen ergab sich die Notwendigkeit, für die vielfältigen Dienste des Lebenszentrums einen neuen Namen zu finden. Wir haben uns für das Geistliche Zentrum Adelshofen (GZA) entschieden. Gemeinsam mit dem Theologischen Seminar Adelshofen (TSA) bildet es die zwei organisatorischen Einheiten innerhalb der Stiftung, die vielfältig miteinander verwoben sind und gleichzeitig unterschiedliche Aufgaben in der Umsetzung unseres Auftrags haben.
Da wächst was
Ein Gewächshaus bietet beste Voraussetzungen für Vielfalt und Wachstum. Es herrscht ein Klima, das intensive Reifung und reichhaltige Erträge ermöglicht. Hier können Pflanzen tiefe Wurzeln schlagen, blühen und gedeihen. Ganz im Sinne von Psalm 1: Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Ein gesegnetes und gelingendes Leben ist wie ein fruchtbarer, blühender und grünender Baum. Wir wollen als Gewächshaus wie ein botanischer Garten sein, in dem es unterschiedliche Klimazonen gibt, um jeder Pflanze die Bedingungen zu bieten, die sie braucht. Unser Dienst als GZA ist vielfältig und häufig sehr persönlich. Er kann gut mit den verschiedenen Wachstumsphasen einer Pflanze verglichen werden:
Aufkeimen und Wurzeln
Das geschieht häufig im Verborgenen, unter der Erde. Was Gott in Zeiten der Stille in uns bewirkt, das ist oft nicht laut, doch es geht tief. In Zeiten des Gebets, der Stille und der Betrachtung von Gottes Wort können wir tiefe Wurzeln schlagen. Die Kommunität hat uns hier eine Spur gelegt, die wir weitergehen und mit ihr gemeinsam auch ausbauen wollen. Wir planen Einkehr- und Stille-Tage im GZA. Dazu sind auch Gäste herzlich willkommen. Termine dazu finden Sie im neuen Jahresprogramm.
Wachsen
Das Wachstum ist ein Kennzeichen jeder gesunden Pflanze. Psalm 1 verbindet den gesunden Baum mit Freude an Gottes Wort. Dies zu kennen, zu verstehen und anzuwenden, dazu wollen wir mit dem TSA auf vielfältige Weise helfen: durch Seminare, Freizeiten oder Bibelwochen für jedes Alter. Das muss nicht nur in Adelshofen geschehen, wir sind dazu auch gerne unterwegs. Wir bieten regelmäßig das zehnmonatige Seminar „Bibelkunde intensiv“ an, mehr Infos dazu finden Sie auf unserer Homepage. Wir wollen Wachstum fördern, und dafür braucht es ein Verständnis der Bibel.
Blühen
In den Blüten von Bäumen, Blumen und Sträuchern steckt unglaubliche Schönheit. Sie zieht die Blicke an und bringt uns ins Staunen. Wir möchten Gottes Liebe sichtbar machen durch unseren Dienst an Mitmenschen, durch Gastfreundschaft, Begleitung, Seelsorge und Zeiten der Zurüstung, allein oder in Gruppen. Dadurch möchten wir auch Menschen helfen in ihrem Leben und Glauben selbst zu blühen. Gerade unsere Geschwister der Kommunität haben hier schon viel Segen bewirkt und gemeinsam führen wir das fort. In gemeinsamen Gottesdienten und Zeiten von Lobpreis und Anbetung wollen wir Gottes Größe und Schönheit sichtbar machen. Unsere ChurchNight ist schon (fast) legendär. Unserem dreieinigen Gott gebührt die Ehre in allem, was wir tun!
Frucht bringen
Dieses Bild wird in der Bibel wohl am häufigsten gebraucht. Dabei geht es immer wieder gerade um christusgemäßes Handeln. In seiner Nachfolge zu leben, das heißt ihm ähnlicher zu werden und in Eigenschaften auszubilden, die seinem Charakter entsprechen und die sich im täglichen Handeln zeigen. Dafür brauchen wir einander. In Gemeinschaft reifen Liebe, Geduld, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. In vielfältigen Begegnungen – mit der Kommunität, den Studierenden, Gästen, unserem Jahresteam, Mitarbeitern und unseren Freunden – erleben wir, wie Gott uns formt und verändert. Und wer die besondere Dynamik der Gemeinschaft erleben will, ist herzlich im Erlebnisgarten willkommen. Hier erleben Jung und Alt, dass sie einander brauchen und können es, kompetent angeleitet, direkt gemeinsam einüben.
Vermehren
In einem Gewächshaus bleibt das nicht dem Zufall überlassen. Wenn Pflanzen groß und stark genug sind, können sie ausgepflanzt werden. Nach einer Überwinterung, geschützt hinter den Glasscheiben und vielleicht sogar in beheizter Umgebung, kann es wieder raus gehen. Wir wollen auch weiter Menschen ausrüsten und aussenden: manche vielleicht nach einer kompletten Ausbildung und andere nach einer kürzeren Schulung. Wir motivieren zur Weitergabe, zur Multiplikation. Und wir wissen uns auch selbst gesandt. Bei evangelistischen Veranstaltungen in Adelshofen und in Gemeinden sowie im persönlichen Gespräch geben wir die beste Botschaft der Welt weiter (Joh 3,16). Und wie schön wäre es, wenn aus unserem Werk hier auch an anderen Orten neue Gemeinschaften entstehen, die Gott in radikaler Hingabe dienen wollen!
Eng verbunden
Das TSA ist eng mit dem GZA verbunden. Die Studierenden kommen nach Adelshofen, um sich für den Dienst ausbilden zu lassen (Eph 4,12). Der starke Praxisbezug und der gemeinsame Rhythmus geistlichen Lebens machen unser Studium besonders. Wie in einem Gewächshaus können im Leben der Studierenden Charaktereigenschaften und Gewohnheiten reifen, die entscheidend sind für ihre Persönlichkeit und ihren Dienst. Deswegen verstehen wir uns auch als Studien- und Lebenshaus. Wir leben, arbeiten, beten und studieren zusammen. Die Schwerpunkte im TSA liegen auf einer tiefgründigen theologischen Arbeit, verbunden mit vielfältigen praktischen Einsätzen in Gemeinden und in der Mission. Durch den geistlichen Rhythmus des GZA erleben Studierende, wie sie ihren Alltag aus der Kraft des Gebets bestreiten (1Thess 5,17) und täglich in Gottes Gegenwart leben können (Jak 4,8).
Gerade weil wir das GZA und die Kommunität haben, kann das TSA einen besonderen Raum für das Studium und die persönliche Entwicklung bieten. Das andauernde Gebet auf unserem Campus stärkt und trägt die Dozierenden und Studierenden in ihren Aufgaben. Es schafft ein Klima, in dem sie ihre Wurzeln vertiefen können. Hier wachsen und blühen Menschen auf, die eine Liebe zu Gott und eine Leidenschaft für den Dienst in Gemeinde und Mission haben. Im Beitrag „Willkommen in der Zukunft“ von unserem Rektor Dr. Jürgen Schulz erhalten Sie einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen am TSA.
Etwas wagen
Der grundlegende Auftrag der Kommunität fordert uns auch heute noch heraus. Wir haben ihn im Vertrauen auf Gott angenommen. In unserer Verantwortung liegen nun auch die Gebäude auf unserem Gelände. Manche Gebäude sind sehr in die Jahre gekommen und bereiten uns große Sorgen. Im Glauben wollen wir jetzt auch die nächsten Schritte wagen. Wir wollen und müssen in den kommenden Jahren Gebäude renovieren, unsere Gäste gerne in einem separaten Gästehaus unterbringen, und unseren Studierenden und Dozierenden zum konzentrierten Arbeiten ein Studien- und Lebenshaus ermöglichen. Räumliche Klarheit bringt auch Klarheit in die Gedanken. Und eine gute Trennung von Wohn-, Unterrichts-, Bürobereichen und Gebetsräumen und Kapelle stärkt uns alle in unseren alltäglichen Aufgaben.
Auf dem Wasser
Wir freuen uns dabei über die Unterstützung eines großartigen Architekturbüros. Die ersten Entwürfe liegen uns vor – und wir sind tief bewegt davon. Wir sehen, wie unser Glaube und unsere Werte sich auch in der Gestaltung von Gebäuden widerspiegeln können. Unsere Schritte in die Zukunft haben wir mit Vision 2035 überschrieben. Vision 2035 erinnert uns daran, dass wir mit diesen Vorhaben keinen Sprint, sondern einen Marathon laufen. Und diese Langstrecke werden wir nur mit unseren Freunden gemeinsam bewältigen können. Das Projekt an der Gottesrufhalle hat sich nun mit den undichten Glasbausteinwänden dazwischengedrängt. Mit ihr hatten wir jetzt noch nicht gerechnet. Und wir staunen und schauen dankbar auf alle Spenden, die eingegangen sind. Die veranschlagte Summe ist erreicht und wir können miteinander den ersten Schritt gehen. Einen ersten von vielen Schritten, die folgen werden- Glaubensschritte. Unsere Architektin hat es mit einem Hinweis auf Petrus passend ausgedrückt: „Wasserlaufen gehört auch immer dazu.“ Wir vertrauen auf Gott und laden sehr dazu ein, mit uns auf dem Wasser zu laufen und es immer wieder neu mit diesem treuen Gott zu wagen. Mit dem Gott, der „dem, was nicht ist, rief, dass es sei“.
Christian Pletsch ist Kaufmann und Theologe, war Leiter der KEB in Deutschland und ab 2016 Verwaltungsleiter des LZA, 2022 wurde er dort zum ersten Vorstandsvorsitzenden der neuen Stiftung berufen. Christian ist mit Kerstin verheiratet und Vater von zwei Teenager-Töchtern.
Dr. Jürgen Schulz, verheiratet mit Lydia und Vater von vier Kindern, ist seit Januar 2023 Rektor des Theologischen Seminars Adelshofen. Er hat eine tiefe Liebe zur Gemeinde, eine Leidenschaft für das Alte Testament und meint: geht nicht, gibt’s nicht!