Gott kann ...!

Wie zwei Seiten einer Münze

Von Christian Pletsch

„Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach wir Armen!“ So spricht Gretchen in Goethes Faust, als sie den Schmuck von Mephistopheles anprobiert. Und das Unglück nimmt seinen Lauf. Sie lässt sich vom Gold blenden, lässt sich kaufen und all ihre guten Vorsätze schwinden dahin. Gold und Geld haben auch in der realen Geschichte viel Schlimmes, aber auch Gutes bewirkt. Wie ist das bei uns? Bewirkt es Gutes oder Böses? Der Umgang mit Geld ist eine der größten Herausforderungen für Christen in unserer Zeit. Wie können wir an dieser Herausforderung wachsen und Gott ehren? Um dieser Frage nachzugehen, müssen wir uns zuerst klar machen, dass Geld zwei Seiten hat – wie eine Münze.

DIE HELLE SEITE DES GELDES

In der ganzen Bibel finden wir viele Stellen, die in sehr positiver Weise über Geld und Reichtum sprechen. Dabei wird diese positive Sicht auf das Geld von zwei Grundsätzen bestimmt.
Der erste Grundsatz lautet: Aller Besitz und aller Reichtum sind ein Geschenk.
Besonders im Alten Testament wird an vielen Stellen der Reichtum und Wohlstand als ein sichtbarer Segen Gottes beschrieben. Abraham und Lot hatten so viel Besitz, dass sie nicht mehr zusammen wohnen konnten (1. Mose 13). Auch Isaak war so reich geworden, dass die Philister ihn beneideten (1. Mose 26).
Salomos Reichtum wird in großer Ausführlichkeit beschrieben. Gott hatte ihn beschenkt, so wie er es Salomo zugesagt hatte (1. Könige 3). Materielle Versorgung – sinnbildlich als Land von Milch und Honig beschrieben – ist Gottes Zusage an sein Volk, das er aus Ägypten befreit. Aber das sollen sie nicht vergessen: Was sie haben, ist ein Geschenk von Gott. In 5. Mose 6 verspricht Gott ihnen „mit allen Gütern gefüllte Häuser, die du nicht gefüllt hast, ausgehauene Zisternen, die du nicht ausgehauen hast, Weinberge und Ölbäume, die du nicht gepflanzt hast“. So handelt Gott an seinem Volk.

Und wenn wir in unser eigenes Leben schauen, dann sollte es nicht lange dauern, bis wir Ähnlichkeiten entdecken. Auf so vieles in unserem Leben haben wir keinen Einfluss. Wir haben erlebt, wie intensive Arbeit doch nicht das Ergebnis brachte, auf das wir hofften.
An anderer Stelle kam Hilfe oder Unterstützung aus einer Ecke, aus der wir sie nicht erwartet haben. Es gibt ungezählte Faktoren in unserem ganz persönlichen Leben, die einen großen Einfluss auf uns und unsere wirtschaftliche Situation haben.
Doch wir vermögen es auch nicht ansatzweise, diese Faktoren zu beherrschen. In einer von Landwirtschaft geprägten Gesellschaft der damaligen Zeit lag dies oft noch deutlich auf der Hand. Eine gute Ernte war nicht unabhängig von der eigenen Arbeit. Doch sie war immer ein Geschenk. Darum waren auch viele Feste im Alten Bund Feiertage der Dankbarkeit. Und es war Gott daran gelegen, dass die Menschen sich an diesen Gaben freuen sollten.
So heißt es in den Bestimmungen zur Gabe des Zehnten in 5. Mose 14,26: „Und gib das Geld für alles, was deine Seele begehrt, für Rinder und Schafe, für Wein und Rauschtrank und für alles, was deine Seele wünscht.“ Das Volk Gottes sollte sich freuen an seinen Gaben.

Zwei Aussagen Gottes lassen auf jeden Fall keinen Zweifel daran aufkommen, von wem alles Gute kommt: „Alles unter dem Himmel ist mein.“, ist Gottes klare Ansage an Hiob (Hiob 41,3). Und auch Mose hört von Gott: „Mir gehört die ganze Erde“ (2. Mose 19,5).
Daraus folgt, dass jeder menschliche Besitz Geschenk ist. Von Gott kommt alles Gute. Und dabei schaut Gott nicht unbedingt darauf, ob die Menschen es verdient haben. „Er […] lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ (Mt 5,45)

Geld, das man gibt, muss man auch erwerben. Die Bibel ist hier sehr realistisch.

Der zweite Grundsatz auf der hellen Seite des Geldes lautet: Aller Besitz und aller Reichtum kann für Gottes Ziele eingesetzt werden.
Wurden im Alten Testament Arme versorgt, die Priester unterhalten, oder ein Tempel gebaut, so geschah dies durch die Mittel derer, die geben konnten. Und auch im Neuen Testament wird diese Linie fortgesetzt. So ließ sich Jesus von reichen Frauen unterstützen (Lk 8,1-3), die Salbung Jesu war verschwenderisch und wurde von Jesus doch positiv bewertet. Als Zachäus die Hälfte seines Vermögens einfach an die Armen verschenkt, geht die Bestätigung Jesu weit über das hinaus, was mancher erwartet hatte. Barnabas verkauft sein Land, um Bedürftige in der Gemeinde zu unterstützen. Und von dem Hauptmann Kornelius heißt es in Apg 10,2, dass er viele Almosen gab.
Paulus entwickelt in 2. Korinther 8 eine Gesamtschau davon, wie Besitz und Reichtum genutzt werden können, um die Gemeinschaft der Gemeinde herauszustellen und einander echte Liebe zu zeigen. Die Unterstützung armer Glaubensgeschwister wird zum Zeichen der Bruderliebe (1. Joh 3,17-18). In all diesen Beispielen wird deutlich, wie viel Gutes mit Geld getan werden kann.

Dazu möchte ich noch einen wichtigen Punkt ergänzen. Geld, das man gibt, muss man auch erwerben. Die Bibel ist hier sehr realistisch. Wer Geld für Gutes einsetzen will, muss wirtschaftlich denken und handeln.
Paulus bringt das mit einem kurzen Satz in Eph 4,28 auf den Punkt: „…[er] arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“ Die Bibel ist also weit davon entfernt das Geldverdienen oder das Geldausgeben als schlecht oder verwerflich darzustellen. Nein, die helle Seite des Geldes eröffnet Möglichkeiten: zur Freude an Gottes Gaben, zur Freude am Geben und zur Freude an den Früchten unserer Arbeit.

DIE DUNKLE SEITE DES GELDES

Doch die Münze hat zwei Seiten. Und die andere Seite des Geldes ist dunkel, sehr dunkel. Besonders Jesus spricht immer wieder von dieser dunklen Seite als einer Macht, die uns versklavt und die Kraft hat, uns von Gott fernzuhalten.

Geld als Gott

Mehrmals spricht Jesus von Geld als einem Götzen und stellt ihn in direkten Gegensatz zum alleinigen Gott des Himmels und der Erde. Beiden kann man nicht dienen (Mt 6,24). Jesus unterstreicht hier, wie schnell uns Besitz gefangen nehmen kann. Geld und Wohlstand nehmen ganz schnell einen Platz in unserem Leben ein, der nur Gott zusteht. Ihm sollen wir vertrauen und von ihm alles Gute erwarten. Doch wie schnell gehen wir dem Geld auf den Leim und denken: Wenn ich nur etwas mehr Geld hätte, dann wäre alles einfacher, dann wäre alles besser.
Für mich hat Luther diese Tatsache in seinem Großen Katechismus unnachahmlich beschrieben:
„Es ist mancher, der meint, er habe Gott und alles genug, wenn er Geld und Gut hat, verlässt und brüstet sich darauf so steif und sicher, dass er auf niemand etwas gibt. Siehe, dieser hat auch einen Gott, der heißt Mammon, das ist Geld und Gut, darauf er all sein Herz setzt, welches auch der allergewöhnlichste Abgott ist auf Erden. Wer Geld und Gut hat, der weiß sich sicher, ist fröhlich und unerschrocken, als sitze er mitten im Paradies; und wiederum, wer keins hat, der verzweifelt und verzagt, als wisse er von keinem Gott. Denn man wird ihrer gar wenig finden, die guten Mutes sind, nicht trauern noch klagen, wenn sie den Mammon nicht haben; es klebt und hängt der Natur an bis in die Grube.“
Diese Art zu denken hält uns fest und sie führt dazu, dass wir tatsächlich an vielen Stellen in unserem Leben gar nicht mehr Gott entscheiden lassen. Nein, viel zu oft trifft das Geld die Entscheidung für uns. Das geschieht auf zwei Arten. Manchmal entscheiden wir, Dinge zu kaufen oder etwas zu tun einfach deshalb, weil das Geld dafür vorhanden ist. Wir geben einem Impuls („Das könnte ich gebrauchen.“) einfach nach, weil das Geld halt da ist. Wir fragen Gott gar nicht mehr, was er dazu denkt. Warum auch – wir haben doch das Geld. In solchen Situationen stellt sich das Geld zwischen uns und Gott. Diese Entscheidung vom Geld her entsteht überall dort, wo genug Geld da ist.

Das ist die dunkle Seite des Geldes. Sie zieht uns weg von Gott, setzt sich selbst an die erste Stelle ...

Ich bin davon überzeugt, dass in unserem Land die meisten Menschen in dieser Herausforderung stehen. Wir haben viel mehr, als wir brauchen. Menschen in anderen Ländern der Erde können von einem Bruchteil unsres Einkommens leben. Und in unserer Gesellschaft stehen wir unter dem ständigen Druck, dieses oder jenes doch auch zu brauchen. Denn wenn du es nicht hast, dann gehörst du irgendwie nicht dazu. Und so kaufen wir, wenn das Geld dazu reicht.

Das Gleiche funktioniert leider auch umgekehrt. Wenn wir nicht viel Geld haben, dann entscheidet ebenfalls manchmal das Geld. Wir merken vielleicht in unserem Herzen, dass wir ein Projekt angehen oder jemanden unterstützen sollten. Doch wir tun es nicht, weil das Geld fehlt. Wir erwarten und vertrauen nicht, dass Gott den Mangel ausgleichen kann. Und wieder stellt sich das Geld zwischen uns und Gott. Es entscheidet in diesem Fall, dass etwas nicht getan wird.

Wenn Jesus Christus wirklich unser HERR sein soll, dann muss er es sein, dem wir unsere Entscheidungen vorlegen. Wir können nicht ihn fragen und das Geld. Denn wer entscheidet dann? Es kann nur einen Herrn geben – nicht zwei. Gerade dieser zweiten Gefahr setzen sich alle aus, die sich einem einfachen Lebensstil verpflichtet haben. Der freiwillige Verzicht macht nicht zwangsläufig frei von der Macht des Geldes. Diese kommt zu schnell durch die Hintertür zurück, wenn der Mangel drückt und die Not die Kontrolle übernimmt. Dort, wo der freiwillige Verzicht zu einem Wagnis des Vertrauens wird, und trotz allen Mangels neue Schritte gewagt werden, da allerdings kann sich Gott als der wahre und mächtige Gott erweisen. Wenn Gott sagt: „Tues!“, aber das Geld reicht nicht, dann suchen wir Wege, um trotzdem zu handeln und erwarten, dass Gott für die nötigen Finanzen sorgt.

Wie stark die dunkle Seite des Geldes ist, macht Jesus uns auch in der Begegnung mit dem reichen jungen Mann deutlich (Mt 19,16-30). Jesus stellt ihn ganz zugespitzt vor die Wahl: Nachfolge oder Besitz, Gott oder Reichtum. Und der Mann geht traurig weg. Sein Besitz steht ihm im Weg. Jesus rennt ihm nicht hinterher, um ihn aufzuhalten und zu sagen: „Das war doch nur symbolisch gemeint.“ Nein, der Reichtum hat den ersten Platz eingenommen. Und es geht nicht anders, als dass der junge Mann sich vom Geld abwendet und Gott zuwendet. Hier ist radikale Umkehr nötig. Und dafür muss der alte Götze weg. Es geht nicht anders.

EINE DUNKLE EIGENDYNAMIK

Reichtum entwickelt schnell eine große Macht in unserem Leben. So heißt es im Buch Prediger 5,9: „Wer am Geld hängt, bekommt nie genug davon. Wer Reichtum liebt, will immer noch mehr.“ Diese Dynamik geht soweit, dass Paulus schreibt: „Die Geldgier ist die Wurzel alles Bösen.“ (1 Tim 6,10) Damit meint Paulus nicht, dass das Geld der Grund für alles Böse in dieser Welt ist. Doch wen die Gier nach Gütern erst einmal gepackt hat, der scheut nicht vor unlauteren Methoden zurück.
Sei es der großangelegte Raub, die Ausbeutung von Mitarbeitern mit zuckenden Schultern oder die kleine Lüge in der Steuererklärung. Sie alle haben ihre Wurzel in der Sucht nach Wohlstand und Reichtum. Und ich müsste lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass auch ich schon dieser Versuchung in meinem Leben erlegen bin.

Das ist die dunkle Seite des Geldes. Sie zieht uns weg von Gott, setzt sich selbst an die erste Stelle im Leben, befeuert unseren Egoismus und treibt uns an zu weiterer Übertretung. Die dunkle Seite des Geldes entwickelt eine geradezu unheimliche Eigendynamik.

VERZERRTE SICHTWEISEN

Interessanterweise halten sich unter den Christen zwei verzerrte Sichtweisen zum Geld sehr hartnäckig. Die erste betont zu sehr die helle Seite des Geldes. Hier hört man immer wieder, dass Geld ein Beweis für Gottes Segen sei. In der Zuspitzung dieser Sichtweise wird der Glaube dann konsequent ein Mittel zum Wohlstand. Doch dies lässt sich mit den Aussagen im Neuen Testament nicht zusammenbringen. Jesus warnt mehrfach vor den Gefahren des Reichtums.
In Lukas 6,24 warnt er die Reichen eindringlich. Auch Jakobus macht in seinem Brief mehr als deutlich, dass Reichtum und Wohlstand nicht unbedingt ein Segen sein müssen (Jakobus 5,1).

Zu diese Überbetonung der hellen Seite gehört auch deren Umkehrung. Diese besagt, dass Mangel an Geld ein Zeichen dafür sei, dass Gott nicht segnet. Und so habe ich schon oft gehört, dass selbst die Arbeit von Missionaren an dem Geld gemessen wurde, das sie zur Verfügung hatten. Wer zu wenig Geld hat, dem wird auch heute manchmal unterstellt, er würde nicht im Willen Gottes handeln.

Doch dies passt überhaupt nicht zum biblischen Befund. Selbst Jesus musste über sich sagen: „Der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.“ Und Paulus schreibt im Philipperbrief deutlich, dass er weiß, wie es ist, wenn man zu wenig hat (Phil 4,12). Er erlebte Mangel und Zeiten des Hungers. Diese Zeiten waren für ihn aber keine Zeiten der Gottesferne. Er verstand sie vielmehr als Gelegenheiten, um Zufriedenheit und Vertrauen auf Gott zu lernen.

Die zweite verzerrte Sichtweise blendet einfach jegliche Wertung des Geldes aus. Sie tut so, als sei Geld völlig neutral. Doch das ist es eben nicht. Geld ist der „ungerechte Mammon“ (Lukas 16,9).

Die dunkle Eigendynamik des Geldes auszublenden heißt, ihm schon auf den Leim gegangen zu sein. Wir müssen aufmerksam sein und uns immer wieder hinterfragen. Darum sagt Jesus: „Hütet euch vor der Habsucht.“ (Lk 12,25)

Gott ist der Geber aller Güter, die wir besitzen. Doch wie bringen wir das zum Ausdruck?

DAS GELD IN GUTER WEISE GEBRAUCHEN

Die Bibel ist kein Finanzhandbuch. Doch sie gibt hilfreiche Ratschläge, wie wir das Geld in guter Weise gebrauchen können und wodurch Christus in uns die dunkle Eigendynamik des Geldes überwinden kann. Die folgenden Punkte haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind auch ein Stück weit meiner persönlichen Erfahrung geschuldet.

DIE HELLE SEITE DES GELDES ZUM LEUCHTEN BRINGEN

Ein wichtiger erster Schritt ist, dass wir die positive Seite an Geld und Besitz aktiv zur Entfaltung bringen. Gott ist der Geber aller Güter, die wir besitzen. Doch wie bringen wir das zum Ausdruck? Durch Dankbarkeit. Wir sollten lernen, unserer Dankbarkeit gegenüber Gott sichtbaren Ausdruck zu verleihen. Dies ist mir auch im Lebenszentrum neu wichtig geworden.
Nicht selten teilen wir am Freitag in der Lob- und Dankstunde gerade unsere Dankbarkeit über Gottes Versorgung. Holen wir diese Versorgung raus aus der Selbstverständlichkeit. Haben Sie schon mal mit Ihren Freunden gefeiert, dass Sie monatlich ein Gehalt für ihre Arbeit beziehen? Probieren Sie es doch aus. Oder wie wäre es mit einer Dankfeier für die erste Rentenzahlung (auch wenn sie niedriger ausfällt als das bisherige Gehalt). Feiern Sie mit allen in der Gemeinde (Groß und Klein) einen Dankgottesdienst – nicht nur zu Erntedank.

Auch das Geben betont die helle Seite des Geldes. Suchen Sie sich Projekte oder Menschen, die Sie gezielt unterstützen wollen. Geben Sie für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. „Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN.“ (Sprüche 19,17) Entdecken Sie die Freude am Geben, die in der Freude des Empfangenden groß wird. Die helle Seite des Geldes wird auch dort sichtbar, wo Gott es nutzt, um unser Vertrauen auf ihn wachsen zu lassen. Ich muss ehrlich sagen: Durch kaum einen anderen Bereich hat Gott mein Vertrauen zu ihm so maßgeblich gefestigt, wie durch die Versorgung. Als wir nach Adelshofen kamen, mussten wir aus verschiedenen Gründen einen Monat ohne Gehalt auskommen. Dafür hatten wir Rücklagen bilden können. Es gab also keinen Grund zur Panik. In der Weihnachtszeit besuchten wir Freunde, die uns schon viele Jahre in unserem Dienst unterstützt hatten. Wir waren im lockeren Gespräch über unseren Neustart in Adelshofen. Es war ein schöner Besuch. Wieder zu Hause klingelte wenige Tage später das Telefon. „Wir haben uns überlegt, wie wollen euch das fehlende Gehalt für Januar überweisen.“ Noch heute geht mir dieses Erlebnis tief unter die Haut. Wir waren nicht darauf angewiesen und doch war es eine so wertvolle Bestätigung für unseren Weg und eine Zusage Gottes. Gott will uns Vertrauen lehren. Und er tut dies auch durch Geld.

Wir müssen neu lernen, über unsere Ausgaben mit Gott zu reden.

DIE DUNKLE SEITE DES GELDES ÜBERWINDEN

Einer der wichtigsten Schritte, die dunkle Seite des Geldes zu überwinden, heißt: Beten lernen. Wir müssen neu lernen, über unsere Ausgaben mit Gott zu reden. In einer Gesellschaft, die auf Konsum gedrillt ist, brauchen wir den Rückzug zu Gott. „HERR, brauche ich das wirklich? Wofür kann ich diesen Gegenstand in deinem Reich einsetzen?“
Solche Fragen dürfen und sollten wir Gott stellen. Beten Sie mit anderen und für einander, dass nicht Neid und Habsucht unser Handeln bestimmen, sondern dass Großzügigkeit und Freigiebigkeit mehr Raum in unserem Leben gewinnen. Beten Sie, dass Gott Ihnen seine Sicht für die Not anderer Menschen schenkt.
Und dann fangen Sie an zu geben. Jesus sagt, dass wir Schätze im Himmel sammeln können. Was wir auf der Erde an Geld anhäufen, das bleibt hier. Doch wir können es voraus schicken. Wenn wir in Menschen investieren und in Gottes Reich, investieren wir in die Ewigkeit. Hier auf der Erde in Saus und Braus zu leben, das ist nicht das Ziel Gottes für uns. Sein Ziel ist vielmehr, dass wir das anvertraute Gut so investieren, dass es für die Ewigkeit Bedeutung gewinnt.


Wenn wir unser Geld so einsetzen, dann zeigen wir, wer und was in unserem Leben Bedeutung hat. Dann gebrauchen wir das Geld und werden nicht zu Sklaven unseres Besitzes. Besitz zu gebrauchen kann ganz praktisch wie folgt aussehen: Kaufe ich ein neues Auto, dann soll es nicht mir gehören, sondern Gott soll es zur Verfügung haben. Ich will z. B. bereit sein es zu verleihen und schließe eine Haftpflichtversicherung ab, die es ermöglicht, dass auch junge Menschen das Auto fahren dürfen. Und natürlich gehört auch ein weiser Umgang mit Finanzen dazu. Das ist die ganz technische Seite. Ich behalte meine Ausgaben im Blick. Ich mache mir einen Plan, um nicht unvorsichtig mehr auszugeben, als ich einnehme. In diesen Plan kann ich die Unterstützung anderer mit aufnehmen.

Ich überlege zuerst, was ich wirklich brauche. Denn nur wenn ich das weiß, erkenne ich auch, wenn Gott mir mehr gibt, als ich zum Leben nötig habe.

Damit auch in unserem Leben nicht alles nach dem Golde drängt, sollte auf unserer Werteskala das Geld einen deutlichen Absturz erleben. Es darf uns niemals mehr wert sein als Freundschaften oder Zeit mit Menschen, für die wir Verantwortung haben. Menschen eine Freude zu machen muss uns wichtiger sein als Geld anzuhäufen, das wir hier nicht brauchen.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin nicht gegen Altersvorsorge. Aber Geld darf in unserer Werteskala nicht ganz oben stehen. Es ist ein Mittel, zum Gebrauch und Verbrauch bestimmt. Es hat keinen Wert in sich selbst. Wenn wir mit der Hilfe Jesu das Geld für Gottes Zwecke einsetzen und seine Gaben in Dankbarkeit feiern, erhält es den richtigen Platz: Zum Dienst am Menschen und zur Ehre Gottes.


 

Ich habe diese Unterteilung des Geldes in eine helle und eine dunkle Seite von Richard Foster übernommen. Mir ist sie sehr hilfreich geworden. Melanchthon, P., Jonas, J., Luther, M., Andreae, J., Lysthenius, G., Chemnitz, M., … Parker, M. with Athanasius von Alexandria. (2018).

ref.ly/logosres/bekennprotest;


Bekenntnisschriften des Protestantismus. (A. Jantzen & B. Misja, Hrsg.).
Bellingham: Faithlife.