01_2025

Mutig sein

Mutig sein – ist das eigentlich wichtig? Gibt es nicht andere christliche Tugenden, die uns viel mehr am Herzen liegen sollten, wie zum Beispiel die Liebe? Doch gerade im Blick auf die Jahreslosung von 2024 ist mir eines sehr deutlich geworden: Liebe leben, das geht nicht ohne Mut. Wir brauchen immer dann Mut, wenn wir uns für etwas stark machen, bei dem die Auswirkungen nicht unbedingt risikofrei sind. Oder anders gesagt: Mut ist die Einstellung, die erst möglich macht, im Angesicht von Gefahren und Risiken zu den eigenen Werten zu stehen und sie selbst zu leben.

 

In der Bibel wird dazu explizit gar nicht so viel geschrieben. Doch implizit finden wir Mut an unzähligen Stellen. Menschen setzen sich für ihre Überzeugungen – hier vor allem moralische oder Glaubensüberzeugungen – ein und sind bereit dafür ein Risiko einzugehen. Dabei leugnen sie die Gefahr nicht. Nein, sie haben Angst, sie kennen Furcht, aber das Ziel, das sie verfolgen, ist größer und das Risiko wert.

 

Da ist eine Königin Esther, die durchaus erst überzeugt werden muss, sich für ihr Volk einzusetzen. Doch am Ende geht sie mutig zum König. Sie tut dies im vollen Bewusstsein des großen Risikos. „Und wenn ich umkomme, so komme ich um.“ (Esther 4,16). Deutlicher kann man es wohl kaum ausdrücken. Oder die drei Freunde, die vor dem König Nebukadnezar stehen und sich weigern, eine Statue anzubeten. Offen sprechen sie aus, was ihnen das Wertvollste ist: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns erretten kann […], oder ob nicht: es sei dir Kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen…“ (Daniel 3,17-18).

 

Diese Haltung und Tugend brauchen wir mehr denn je. In einer Gesellschaft, die Gott mehr und mehr vergessen hat, wird das Evangelium ohne Mut niemals zu den Menschen kommen. Denn das Risiko missverstanden, verachtet oder verleugnet zu werden ist da. Ohne Mut werden wir niemals neue Beziehungen zu Menschen aufbauen. Denn Beziehungen brauchen Vertrauen. Vertrauen entsteht nur, wenn Menschen sich öffnen. Wer sich öffnet, riskiert es, verletzt zu werden.

 

 

Zu den Beiträgen dieses JOURNALS:

 

Das erfordert Mut und Stärke, Dr. Jürgen Schulz

Sie liebte es, im Wald zu sein, Dr. Rahel Siebald

Wer sagt denn, dass ich mutig bin?, Frank Hollmann

Ich war nicht mehr allein, Marcel Arnreich

Und ich heule, Tilmann Trittmacher

Abwarten, was Gott daraus macht, Sr. Doris Totzauer