Mit uns will er die Welt verändern!
Wer sich einem Studium widmet, setzt sich manchen Herausforderungen aus. Unter anderem auch dem der Verkopfung und Alltagsferne. Dass und warum das ganz sicher nicht auf die theologische Ausbildung am TSA in Adelshofen zutrifft, erklärt Joachim Klein. Mit viel Leidenschaft, Vision und Hingabe.
„Jesus, die Milch ist schon wieder alle!“ So beginnt ein im letzten Jahr erschienenes Buch. Das klingt nach Gebeten der Gründertage des Theologischen Seminars. Und bis heute gehört die ganz praktische Seite des Glaubens zur Mitte der Ausbildung. Glauben nicht nur mit dem Kopf erfassen, sondern von Herzen zu glauben, zu beten und im Studium auch das Denken von Jesu Charakter prägen zu lassen. Die inspirierenden Anfangszeiten sind für uns hochaktuell: Theologie nicht nur für den Alltag zu lehren, sondern mitten im Alltag die Mitte unseres „Lehrstoffs“, Gott selbst erfahren, erleben und von ihm zu lernen.
Prüfstein des Glaubens
Ausgangspunkt ist Gottes große Perspektive, seinen Auftrag nicht nur intellektuell zu verstehen, sondern Theologie für den Alltag zu vermitteln. Er selbst ist ja kein Konstrukt, sondern der lebendige Gott. Deshalb bedeutet studieren bei uns eine Rundum-Ausbildung: vom Leben ins Leben und in den späteren Dienst. Hier muss sich Theologie im Alltag beweisen; bereits heute. Das gemeinsame Leben vor Ort bildet so immer wieder den Prüfstein für unseren Glauben. Spätestens beim Mittagessen nach dem Unterricht: „hast du nicht eben im Unterricht gesagt, dass…“. Wir leben und lehren „Theologie für´s Leben“ – konkret: eine lebensverändernde Gemeindepädagogik. Dabei bildet Leidenschaft den Kern. Sie fließt aus einer persönlichen lebensverändernden Begegnung mit Gott. Das hat mehr Auswirkung als alles andere. Es ist lebensverändernd, zu realisieren, dass Gottesbegegnungen wirklich inspirierende Momente in unserem Leben sind, die unser Leben in einen größeren Zusammenhang stellen. Wir merken: unser Leben hat Würde, Wert, Weltwirkung! Jesus selbst steht mit seinem Leben am Anfang. Er gab sein Leben für uns hin, damit wir mit unserem Leben ihm dienen in Gemeinde, Mission, Alltagswelt auf der ganzen Welt – mit uns will er die Welt verändern!
Geistlich inspiriert
Deshalb ist ein Auftrag unserer Ausbildung, Menschen zum Zentrum zu führen, in Beziehung und Begegnungsmöglichkeiten mit dem lebendigen Gott. Nicht nur an Inspirationstagen im Semester ist dazu Zeit und Raum, sondern bei Andachten, Dankzeiten und Gebetstagen durch das ganze Jahr hindurch. Die Alltagsspiritualität bildet einen Teil der Ausbildung ab. Mit Gott reden, gemeinsam beten und durch Worte der Bibel Anweisungen, Herausforderungen und Inspirationen für den Lebensalltag erhalten und Zeit vor Gott in Stille und im Lobpreis zu erleben. Die Vision ist in allem: Durch Gottes Kraft Leben, Glauben und Dienst gestalten und andere zu prägen und Magneten für Gottes Reich zu sein. So ausgebildet zu sein, dass auch andere geistlich inspiriert werden, selbst Erfahrungen mit unserem Gott zu machen, die überzeugen – ja, lebensverändernd wirken. In der Mitte steht eine Herzensveränderung. Damit kann sich auch unser Denken und Handeln ändern für den Alltag im ganz Privaten, aber genauso für den Dienst in der Gemeinde.
Der Gott für den Alltag
Wir erleben: unser Gott ist ein Alltagsgott. Sichtbar wird das am Leben von Jesus. Wie er mit den Jüngern damals durch´s Land gezogen ist, sie ihren Alltag geteilt haben und mitten im Leben Gottes Kraft erfahrbar war. Damit hat Jesus die große Dimension des Lebens in den kleinen Alltag geholt. In diesem Sinne bereiten wir hier nicht auf den Alltag vor – wir leben ihn in Adelshofen. Und das ist auch herausfordernd. Es zeigt sich in Gesprächen und Diskussionen über unterschiedliche Glaubensstile und in der Reflexion bisheriger Prägungen. Auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten, die sich reiben, wie bei den Jüngern Jesu. Die Andersartigkeit des anderen ist nicht einfach nur schöne Ergänzung, die mich bereichert – sie fordert auch heraus, mich mit mir selbst und dem anderen auseinanderzusetzen und darin Gottes Auftrag zu erkennen und zu leben. Der andere ist ein Teil am „Leib Christi“ und soll mit mir in dieser Welt wirken, dass Gott erkennbar unter uns ist. Wie ein Studierender zu mir sagte: „Bei uns ist «Lebensschule» wirklich wörtlich zu nehmen!“. Und dabei lernt man die Bibel und seinen Glauben neu kennen und gewinnt einen guten Überblick über Zusammenhänge. In allen Vorbereitungen auf Einsätze bei Schulungen und im Freizeitbereich bewegt sich das Pendel immer zwischen tiefgehender Vorbereitung unter anderem für eine Botschaft oder die Gestaltung von Gemeinschaft.
Belebt und erinnert
Gleichzeitig gehört der praktische Aspekt der Organisation dazu. Wer sich später in beruflichen „Stoßzeiten“ wie Ostern oder Weihnachten in der Gemeinde oder im intensiven Freizeitmarathon des Sommers bewähren möchte, findet hier Übungsraum. Diese besonderen Zeiten gilt es einzuüben und neue Strategien zu entwickeln, wie ich als Leiter und Mitarbeiter darin ein guter Anleiter werde und geistlich handle. Im Miteinander der Umsetzung wird erlebbar, wie zum Beispiel Beziehungen tragen, Gott Gebete erhört und wir begeistert am Ende danken für die Zeit. Das belebt und erinnert daran, dass und wie Gott im Alltag da ist. Und so, wie Paulus es seinen Gemeinden spiegelt, wird deutlich: „Ihr wart uns so lieb geworden, dass wir mit ebenso viel Freude, wie wir euch das Evangelium Gottes weitergaben, auch unser ganzes Leben mit euch teilten.“ (NGÜ, Thess. 2,8). Es geht darum, Glauben und Leben zu teilen. Das ist bei uns wie im Unterricht, in dem jeder Dozent nicht nur das inhaltliche Wissen weitergibt, sondern seine Kompetenzen aus seinem Erfahrungsbereich durchleuchten lässt, Praxisbezug schafft und damit die Brücke von der Theorie in den ganz praktischen Dienst vermittelt.
Nicht nur Selbstoptimierung
Neben dem Unterricht begleiten Dozenten zusätzlich auch in Formaten wie Seelsorge und Mentoring. Denn: Glauben bleibt eine Herausforderung, die auch viele Fragen aufwirft. Im vertraulichen Rahmen können Studierende so ihre aktuellen Themen ansprechen und Weiterentwicklung erfahren, Leitungskompetenz ausbauen und Selbstführung lernen und üben. Wir nehmen zugleich die persönliche Lebensverbindung mit Christus in den Blick, damit es nicht reine „Selbstoptimierung“ wird, unter dem Motto „wir aus uns schaffen das“, sondern aus der Christusabhängigkeit gelingt verändertes Leben. So, wie der Missionstheologe David Bosch das Zentrum von Nachfolge formuliert: „Jüngerschaft ist geprägt durch die Beziehung zu Christus selbst… Jesus berief die Jünger nicht nur zu einem Programm, sondern zu einer lebensverändernden Beziehung.“ Für jede Generation stellt sich die Frage doch immer wieder neu: Wer ist Christus für uns heute? Die Antwort auf diese Frage ist nicht nur eine Antwort des Verstandes, sondern immer auch eine Antwort des Lebens. Das Bekenntnis zu Christus und die Nachfolge Christi sind zwei Seiten derselben Sache: das Leben in der Christusgemeinschaft.“ (J. Moltmann). Also nicht nur Christusglaube als Bekenntnis, sondern alltägliche „Christopraxis“. Leben mit und aus der lebendigen Christusbeziehung. Leben mit dem Gott, der handelt, der in mein Leben eingreift, der mir ein lebendiges Gegenüber ist. Wir verstehen unsere Ausbildung in der Kombination von Unterricht und persönlicher Begleitung als Entwicklungsbooster.
Ich bin begeistert!
Manchmal bekommen wir Weiterentwicklungen auch sehr direkt gespiegelt – und hier begeistert mich die Begeisterung unserer Studierenden: Wenn mich nachts Studierende mit einer Textnachricht anschreiben und mitteilen, dass sie gerade im Studium lebensverändernde Entdeckungen gemacht haben: „Hey, ich sitze gerade an meiner Ausarbeitung und möchte dich ermutigen. Wow – wie gut, tiefgehend und nützlich Exegese ist. Wirklich Werkzeuge, um tiefer zu kommen – wirklich gut. Ich wurde so begeistert, wie viel Exegese bringt.“ Solche und andere Aussagen und Mitteilungen zeigen uns, wie gewinnbringend wir arbeiten, um Menschen für ihren Dienst vorzubereiten. Es inspiriert, den Blick dafür zu bekommen, wie man beschenkt wird.
Theologie fürs Leben
Kompakt zusammengefasst lernen wir am Theologischen Seminar praxisbezogen - Theologie fürs Leben: Unser Ausbildungskonzept wirkt in den Alltag, durch biblisch-theologische Module die leidenschaftliche Theologie verkörpern und die Gottes Wirken in der Geschichte mit der eigenen Biografie in Beziehung bringen. Durch sozialwissenschaftliche Reflexionen fördern wir die Sicht, mit biblischen Werten visionär die Zukunft zu gestalten. Pädagogische Inhalte der Weiterentwicklung inspirieren Leiterschaft, die sich entfaltet und eine Kultur von wertschätzender Gemeinschaft in der Gemeinde prägt.
Joachim Kleinleitet und lehrt am Theologischen Seminar, schreibt und berät im Bereich „Coaching“ und freut sich auf warme Sommertage mit Menschen beim Grillen.