Mehr als gutes Benehmen

„Hast du schon Danke gesagt?“ so hieß es in ihrer Kindheit regelmäßig nach dem Essen und der Tisch durfte erst nach einem „Dankeschön“ verlassen werden. So galt das nicht nur, wenn sie eingeladen waren, sondern nach jeder Mahlzeit. Ihre Eltern gaben sich große Mühe, ihr das „Danke“ als allgemeine Höflichkeitsform beizubringen, und so tut sie es bei ihren eigenen Kindern. Lydia Schulz über die Dankbarkeit.

 

 

Aber Dankbarkeit ist doch mehr als gutes Benehmen? Richtig! Aber alles Gute will gelernt, geübt und gefestigt sein.

 

Das kann wachsen

Unser Garten ist mir ein gutes Beispiel dafür geworden: Das Schöne und Erstrebenswerte, das, was blühen und gedeihen soll, ist mit viel Arbeit, Mühe und Pflege verbunden. Aber das Dornige und Unbrauchbare kommt von ganz allein und findet auch noch in jeder Ritze und Fuge seinen Weg.
So scheint es doch auch mit der Dankbarkeit zu sein: Wir müssen ihr Raum geben, sie hegen und pflegen, sie nähren und stärken, damit nicht die Undankbarkeit sich ihren Weg durch alle Lücken und Spalten findet. Wie kann also die Dankbarkeit in meinem Leben aufblühen? Im Bilde des Gartens gesprochen: Indem ich mich nach der Sonne ausrichte, also meinen Fokus auf Gott ausrichte, der der Geber aller guten Gaben ist und dessen Sein genug ist, um sich in Dankbarkeit vor ihm zu beugen.
 

Theorie oder Praxis
Das mit der Theorie klappt also schon mal. Aber wie sieht es im Alltag aus? Da findet die Undankbarkeit immer wieder Gelegenheiten sich in meinem Denken breit zu machen. So viele offene Wünsche, so viele Pläne, die noch nicht umgesetzt werden können. Da kommt bei mir schnell Meckern und Nörgeln auf. Wie gut ist es da, Menschen um mich herum zu haben, die das wahrnehmen und mir mit einem kleinen Stupser sagen: „Hey, du hast dich da ganz schön verrannt. Sieh doch mal auf das, was schon alles passiert ist und wo Gott sich schon als so groß erwiesen hat.“

 

Manchmal nur mit Mühe

Das Gebet ist für mich die wichtigste Grundlage, um in der Dankbarkeit zu wachsen. Im Gebet die Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen, verändert mich. Es gibt Zeiten, da sprudelt es nur so vor Dankbarkeit aus mir heraus. Die äußeren Umstände geben viel Grund zum Danken: Erhörte Gebete, wertvolle Beziehungen, Zeiten der Ruhe und Erholung. Und ein andermal muss ich mit viel Mühe danach suchen. Da ist es auch mal dran, Gott dafür zu danken, dass er Möglichkeiten des Wachstums und der Veränderung schenkt.

 

Was ist meine Haltung?

Nicht nur, dass wir als Christen dazu aufgefordert werden, in allem dankbar zu sein, es verändert unser Reden und Handeln so wesentlich. Wenn ich gefragt werde, wie es mir geht, kann ich diese Frage mit einer dankbaren oder mürrischen Grundhaltung beantworten. Wenn ich über etwas spreche, kann ich den Fokus auf das Gute oder auf das Schlechte legen. Wenn mir meine Kinder aus ihrem Alltag erzählen, kann ich mich darüber freuen, oder immer noch ein Haar in der Suppe finden.

Mit welcher Haltung bin ich also unterwegs? Mit einer Dankbarkeit für das, wer Gott ist und wie er sich in der Schöpfung, im Laufe der Geschichte und in meinem persönlichen Leben offenbart hat, oder mit einer Klage über das, was nicht ist?

 

Lydia Schulz, verheiratet mit Jürgen, Mutter von 4 Kindern zwischen 9 und 14, gehört seit August zum Team vom LZA und leitet den Bereich Kommunikation & Design. Sie freut sich bald wieder eine Spülmaschine zu haben und lacht gerne über den Humor ihrer Teenager-Kinder.