Der Auftrag ist zeitlos

Immer, wenn sich etwas verändert, taucht auch die Frage auf, ob das Bekannte vergeht. Das stimmt für persönliche Entwicklungsprozesse ebenso wie für die Unternehmensentwicklung. Um herauszufinden, welche Auswirkung die strukturellen Veränderungen im Lebenszentrum haben werden, traf sich Detlef Eigenbrodt mit Br. Matthias Böker als scheidendem Leiter des Werkes und seinem Nachfolger, Christian Pletsch, als erstem Vorsitzenden der neu gegründeten Stiftung, sowie mit Sr. Martina Luschnat, die mit zwei weiteren Geschwistern die Leitung der Kommunität übernommen hat.

 

 

Ihr habt kürzlich die Stiftung Lebenszentrum Adelshofen gegründet. Könnt Ihr mir einmal erklären, wie es zu diesem Schritt kam und was Euch dazu bewegt hat?

Br. Matthias: Als Kommunität und als Werk war es uns immer wichtig, wirklich die Menschen unserer Zeit zu erreichen, ihnen eine Hilfe zu sein. Das macht dauernde Veränderungen notwendig. So fragten wir uns, wie Gottes Auftrag in Zukunft hier fortgesetzt werden könnte, weil wir als Kommunität nicht mehr alle Leitungsfunktionen wahrnehmen können. In der Stiftung fanden wir eine gute juristische Form für das Werk, um auch Mitarbeiter in die Leitung berufen zu können. Das haben wir dann auch getan. Und wir sind sehr dankbar, dass wir Christian Pletsch, unseren bisherigen Verwaltungsleiter, zum 1. Vorsitzenden der Stiftung berufen konnten. Wir als Kommunität bleiben weiter als Verein organisiert.

 

 

Das hört sich so an wie: Die Stiftung macht jetzt die Arbeit und Ihr als Kommunität zieht Euch zurück. Ist das so?

Br. Matthias: Auf keinen Fall! Dass das Werk jetzt von einem Team aus Mitarbeitern und Kommunitätsgeschwistern geleitet wird, ändert nichts an unserer Berufung und Mitarbeit als Kommunität. Auch unser Auftrag ändert sich nicht. Vielmehr bin ich überzeugt, dass wir Kommunitätsmitglieder durch die Stiftungsgründung einen neuen Frei- und Gestaltungsraum erhalten, unsere Berufung in den verschiedenen Bereichen zu leben.

 

 

Hat die Kommunität in der Stiftung überhaupt noch was zu sagen?

Sr. Martina: Bei Entscheidungen, die der Stiftungsvorstand trifft, muss nicht mehr die Kommunität gefragt werden. Dadurch, dass Sr. Meike Walch und Br. Stefan Heidorn im Stiftungsvorstand und drei weitere Kommunitätsgeschwister im fünfköpfigen Stiftungsrat sind, ist die Kommunität weithin präsent.

 

 

Das klingt gut. Dann sind ja alle Herausforderungen gelöst…

C. Pletsch: Das wäre natürlich klasse, wenn eine solche Änderung alle Schwierigkeiten auf einmal lösen könnte. Wir können nun tatsächlich die Verantwortung auf mehr Schultern verteilen. Die Kommunität ist nicht mehr allein in der Verantwortung und gleichzeitig bleiben Vision und Auftrag erhalten. Doch wir stehen auch vor neuen Herausforderungen. Wir brauchen zusätzliche Mitarbeiter und Finanzen, um den Auftrag weiter auszuführen. Und das Zusammenwirken von Kommunität und Stiftung benötigt eine gute Abstimmung. Da werden wir neu herausgefordert werden.

 

 

Welche Herausforderungen seht Ihr denn speziell auf die Kommunität zukommen?

Sr. Martina: Es ist herausfordernd, die kommunitäre Berufung in unserer veränderten Situation weiterzuleben und zu entwickeln und so für die Zukunft fruchtbar zu machen. Eine andere Herausforderung ist es, den verschiedenen Altersgruppen der Kommunität gerecht zu werden, denn auch unsere Altersstruktur ähnelt der gesellschaftlichen Alterspyramide.

 

 

Die Vision der Stiftung ist ja identisch mit der der Kommunität: Gott ehren – Gemeinschaft leben – Menschen dienen. Das „Gemeinschaft leben“ macht für die Kommunität Sinn, aber lässt sich das genauso im Rahmen der Stiftung umsetzen?

C. Pletsch: Nein, es kann nicht genauso gelebt werden. Die Mitarbeiterschaft der Stiftung ist ja bunt zusammengesetzt. Wir sind ein Team aus Kommunitätsgeschwistern, Familien und Singles. Jeder steht in einem eigenen Stand. Wir werden unsere Gemeinschaft als Stiftungsmannschaft neu definieren und gestalten müssen. Dabei ist es uns wichtig, dass wir eine Gemeinschaft formen und leben die anziehend ist und in die wir auch weiterhin unser Jahresteam und die Studierenden einladen können.

 

 

Ganz praktisch: Hat die Umstrukturierung eigentlich irgendeine Auswirkung darauf, wohin die Freunde in Zukunft ihre Spenden schicken können?

C. Pletsch: Das ist ein wichtiges Thema, denn auch wenn wir intern von der Fortführung des missionarischen Auftrages in andrer juristischer Form sprechen, differenzieren die Banken da deutlich strenger. Es wird also zukünftig zwei Konten geben müssen, eins für die Kommunität als Verein und eins für die Stiftung als verantwortlicher Träger des Lebenszentrums. Dieser Träger der Gesamtarbeit wird alle Rechnungen, Gehälter und Renovierungskosten tragen müssen und ist von vornherein auf einen verbindlichen Unterstützerkreis angewiesen. Darüber hinaus ist in der Stiftungssatzung verankert, dass die Stiftung sich auch um die Versorgung der Kommunität kümmert. So ist klar: Wer das Lebenszentrum unterstützen möchte, sollte bitte das neue Konto nutzen:

 

Stiftung Lebenszentrum Adelshofen

Evangelische Bank Karlsruhe

IBAN: DE66 4711 0815 5115 1031 00

 

 

Okay, das ist gut zu wissen. Und jetzt noch: Worauf freut Ihr Euch bei dem, was kommt, am meisten?

Sr. Martina: Darauf, was Gott aus dem Neuen machen wird und wie er uns darin gebrauchen will. Außerdem auch auf die Zusammenarbeit mit vergrößertem Gabenpotential. Dadurch erhoffe ich mir mehr Zeit für die Anliegen der Kommunität.

C. Pletsch: Ich freue mich auf eine gute Teamarbeit im Vorstand und Gottes Wege mit der Stiftung. Ich bin überzeugt, dass Gott unseren Dienst im LZA weiter gebrauchen wird, um sein Reich zu bauen – zu seiner Ehre und den Menschen zum Guten.

Br. Matthias: Für mich sind es die neuen Leitungsteams mit so befähigten und engagierten Mitgliedern und ich freue mich darauf, wie sie vorangehen und gestalten.

 

 

Das Gespräch führte Detlef Eigenbrodt.