Das war jetzt Gott!
Nach vielen Jahren der Leitungsverantwortung in Kommunität und LZA lebte er zwölf Monate in Magdeburg und „kam auf andere Gedanken“. Jetzt ist Br. Matthias Böker zurück im Lebenszentrum und erzählt von seinen Eindrücken und Begegnungen. Und von dem, was er dadurch gelernt hat.
Für zwölf Monate hatte ich das Vorrecht im Rahmen meines Sabbatjahres in Magdeburg zu leben. Ich war Teil der missionarischen Bewegung „Stadtlicht“, die im vorgemeindlichen Raum arbeitet, das heißt dort, wo es noch keine Gemeinde gibt. Wir versuchen Beziehungen zu unseren Nachbarn in der Straße und in der näheren Umgebung zu knüpfen. Wir wollen den Menschen zeigen, dass Gott sie liebt, dass sie für Gott wichtig sind. Also hören wir ihnen zu, nehmen Anteil, fragen nach und bieten mögliche Hilfe an, wenn sie gewünscht wird. So erleben unsere Nachbarn die Auswirkungen des Evangeliums, den Segen eines veränderten Lebens. Und da ist unser Reden sehr bedeutsam, denn „Gutes reden“ ist die wörtliche Übersetzung des griechischen Wortes für „segnen“.
Gutes reden
Sehr schnell wurde mir deutlich, dass dieses Gute, von dem ich reden wollte, erst dann zu leuchten beginnt, wenn es ganz selbstverständlich aus meinem Leben herausstrahlt. Bei mir entdeckte ich dagegen, dass ich Jesus oftmals aus Gewohnheit folgte. Dass er mich liebte, mir barmherzig begegnete, mein Leben ausmachte und es zur Freude bringen wollte, prägte mich wenig. In dieser Situation half mir der Hinweis, darauf zu achten, wo ich der Freiheit und Liebe Jesu in meinem Leben begegnete. Das tat ich. Je mehr ich sie nun in meinem Tagesablauf, in Begegnungen, Ereignissen staunend wahrnahm, desto mehr begann sie mich zu prägen. Zuerst keimte dadurch bei mir persönlich neue Dankbarkeit, Freude und Liebe Jesus gegenüber auf und dann immer mehr der Wunsch und das Anliegen, dies mit Menschen in meiner Umgebung zu teilen.
Gutes reden macht frei
Und wie sollte ich Gutes reden, wenn ich mich selbst im negativen Gedankenkarussell verfangen hatte? Jesu Hinweis in Johannes 8,32 half mir: „Die Wahrheit wird euch freimachen.“ Es ist die biblische Wahrheit, die in eine Situation gesprochen werden muss, um wieder klar zu sehen und zu denken. So lernte ich in verschiedenen Situationen zu fragen: Was ist der Auslöser meiner Unzufriedenheit? Was bestimmt meine Gedanken? Dann sprach ich die biblische Wahrheit in meine Lebenssituation hinein, zum Beispiel Psalm 103,1: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen.“ Dieser geistliche Aufruf lehrte mich – gegen meine negativen Gedanken – die Wahrheit der Herrschaft Gottes auszurufen, Gutes über Gott zu reden, ihn zu ehren. Oft erlebte ich, wie diese Wahrheit von negativen Gedanken freimachte.
Gutes reden braucht Zeit
Früher grüßte ich aus der Entfernung, wenn ich Bekannte sah. In Magdeburg hat sich das geändert. Ich ging zu Fuß oder benutzte das Fahrrad. Ich lernte, dass Gott mir bei einem Gang zum Einkauf gern verschiedenste Menschen in den Weg stellte. Da begegnete ich der älteren Dame, die in letzter Zeit nicht mehr zu uns kam, und ich hörte, was sie erlebt hatte und wie sie sich freute, nun wieder kommen zu können. Viele dieser „zufälligen“ Begegnungen gaben mir wertvolle Einblicke in das Leben der Menschen meiner Umgebung und stärkten das Beziehungsnetz. Hier und da kam es auf dem Bürgersteig zu einem tieferen Gespräch, durchaus zu einem seelsorgerlichen Zuspruch, manchmal auch zum Gebet. Ja, das Gute zu reden, braucht Zeit. Das ist sehr gut investierte Zeit!
Das Gute reden, weil sie es vergessen haben
Ich weiß noch, wie ich eines Tages durch die Aussage von Psalm 106,21 aufgerüttelt wurde. Der Psalmist klagt Gott die geistliche Verblendung seines Volkes: „Sie vergaßen Gott.“ Und sofort dachte ich: Herr, genauso ist es auch hier. Die Menschen haben durch die atheistische Prägung der vergangenen Jahrzehnte deinen heiligen Namen vergessen. Sie haben dich vergessen und nehmen auch das Sehnen ihres Herzens nach dir nicht mehr wahr. Seitdem betete ich konkret darum, dass die Menschen diesen Namen, Jesus selbst, den sie vergessen hatten, neu entdeckten, sich daran erinnerten, wo sie sein Eingreifen erlebten. Zugleich musste ich lernen, geduldig zu sein, wenn bei meinen Gesprächspartnern anderes wichtiger wurde, als mehr über das neue Leben aus Gott zu erfahren. Das hat mich angeregt, ihnen den „Vergessenen“ vor Augen zu stellen. Ich erlebte, wie Menschen, die noch nicht mit Gott lebten, doch um Gebet baten. So zum Beispiel als jemand mich in einem Krankheitsfall um Gebet bat. Als dann die Genesung eintrat, sagte mein Gesprächspartner tief überzeugt: „Das war jetzt Gott. Kein Zweifel.“ Und nach oben schauend sagte er: „Danke, danke!“
Das Gute reden, um Gott zu ehren
In dieser missionarischen Bewegung erlebte ich den wöchentlichen Gebetsabend oft als besonders stärkend. Das lag daran, dass wir zu Beginn einander berichteten, wie wir Jesus in der vergangenen Woche erlebt hatten, wie er geredet, uns herausgefordert und ermutigt hatte. Ihn so zu ehren schenkte uns neue Kraft, im Vertrauen auf die Liebe Jesu für Menschen zu beten. Immer wieder erlebte ich nach Gesprächen, in denen es darum ging, das Gute zu reden, dass mich große Freude erfüllte. An manchen Abenden konnte ich vor Freude nicht einschlafen. Auch das gibt es!
Br. Matthias ist seit Dezember 2023 wieder in Adelshofen und arbeitet zukünftig bei Freizeiten in der Verkündigung mit, begleitet Menschen als Mentor und Seelsorger, steht bei der Gestaltung von Übergangsprozessen (z.B. bei einem Sabbatjahr) zur Seite und hat Zeit für spontane Besucher. Zudem möchte er missionarisch evangelistisch wirken.