Genau am rechten Platz
Unsere drei vom Vierten waren „außer Haus“ und haben einiges erlebt. Dabei ist das, was sich ihnen in den Weg stellte, so unterschiedlich wie die drei Menschen und ihre Einsatzstellen selbst. Ganz individuell erzählen sie, wie und was sie gehört haben, was für sie bedeutungsvoll und wichtig wurde. Jetzt sind sie zurück und sich einig: Jeder war am rechten Platz.
Nach drei Jahren in der Gemeinschaft des LZA war das Hauptpraktikum ein starker Kontrast. Ich lebte in einer anderen Stadt, allein, weg von der Gemeinde und der geistlichen Gemeinschaft, die ich gewohnt war. Das eine Schule als mein Praktikumsort in einem ganz anderen Kontext war, machte den Kontrast nicht schwächer. In dieser herausfordernden, aber auch sehr bereichernden Zeit durfte ich neu lernen, auf Gott zu hören, und ihn in seinem Schweigen zu entdecken. In der Mitte meines Hauptpraktikums durchlief ich eine schwierige Zeit, in der Gott zu schweigen schien. Ich war gewohnt, dass Gottes Stimme mich an neue Orte führt und mich herausfordert, doch auf einmal vernahm ich nur noch Schweigen und fühlte mich plötzlich so weit weg von Gott und so schwach. In dieser Zeit, als ich mich fragte, was ich falsch gemacht hatte und viel zu sehr auf meine Zweifel sah, hörte ich in einem kurzen Video, das ich nie vorhatte anzuschauen, einen Satz, den ich nicht erwartet hatte: „Wenn du nach Gottes Willen lebst und er still ist in deinem Leben, dann bist du vielleicht genau da, wo er dich haben möchte.“
Ich hatte mich so daran gewöhnt, nach meinem Platz in Gottes Plan zu suchen, dass ich es nicht für möglich hielt, bereits dort zu sein, wo er mich haben wollte. Ich war es so gewohnt, in Gottes Reden Aufträge und Ermahnungen zu hören, dass ich in seinem Schweigen sofort eine Strafe sah. Doch als er wieder sprach, durch einen Mann, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, lernte ich neu auf Gottes Ermutigungen zu hören. Ermutigungen, die er mir so oft zusprach, die ich aber überhörte. Und um mir zu zeigen, dass ihm ein Wort der Ermutigung nicht genug ist, zeige er mir noch am selben Tag einen Liedvers, der mich seither begleitet: I might not be able to part the waters, might not be able to calm the storms; might not be able to make my giants fall, but good thing I'm not alone. (Ich mag es nicht schaffen, das Wasser zu trennen, Ich mag es nicht schaffen, die Stürme zu stillen, Ich mag es nicht schaffen, meine Riesen zu stürzen, darum gut, dass ich nicht allein bin.)
Alrik Schubert kommt aus dem Erzgebirge und war zum Praktikum an der freien evangelischen Schule in Lahr.
Lagerfeuer. Darüber hängt ein Topf, in dem Punsch kocht. Stockbrot. Schokobanane vom Feuer. Sternenhimmel. Kinderstimmen durchdringen die Idylle; und schenken diesem Szenario eine ganz andere Dynamik, die aber keinesfalls weniger schön wäre! Ich staune, wie viele Kinder Woche für Woche zur christlichen Pfadfindergruppe der Royal Rangers Kirchardt kommen. Schon am ersten Tag erzählt mir ein Kind von seiner Woche und sehr schnell merke ich: hier bin ich willkommen. Und das gilt für die ConnectKirche insgesamt. Hier bin ich - hier sind Menschen – willkommen! Eine warme Begrüßung am Eingang, der Kaffee nach dem Gottesdienst, die Extra-Events, in denen herzlich auch die Eltern der Pfadfinderkinder eingeladen werden, die regelmäßigen Veranstaltungen, in denen die Gemeinde sich mit ihren Werten und ihrer Vision vorstellt, damit Neuankömmlinge bald wissen, worum es hier geht. Außerdem wird regelmäßig zu Kleingruppen und Mitarbeiterteam-Specials eingeladen.
Ja, diese Gemeinde weiß, wie man wertschätzt und willkommen heißt! Das habe ich erlebt und diese Haltung möchte ich sehr gerne beibehalten und auch in zukünftigen Stellen davon profitieren! Das ist ein Vorteil vom Hauptpraktikum: man ist lang genug Teil, um nicht nur Einzelheiten zu erfahren, sondern auch rote Fäden entdecken zu dürfen, die sich durch eine Gemeinde so durchziehen! Das finde ich sehr spannend! Angebote einer Gemeinde lernt man schnell kennen – doch welche Kultur wird darin gelebt? Wie können wir lernen, schon hier und jetzt eine „himmlische“ oder „königliche“ Kultur zu leben? Ich glaube, das herauszufinden ist ein Langzeitprojekt. Es braucht seine Zeit, diese „Kultur Gottes“ in Orten, Worten und Menschen zu entdecken. Genauso braucht es Zeit, sie so sehr einzuüben, dass sie sich im Herzen festigt und nach außen strahlt. Aber darin darf und will ich ein Zeuge für den sein, der mein Herz prägen soll: Jesus.
Marie Reich kommt aus Pfullingen und absolvierte ihr Praktikum mit der ConnectKirche an den Standorten Kirchardt und Eppingen.
Während meines Praktikums hatte ich das Privileg, mit vielen verschiedenen Menschen mit sehr unterschiedlichen Hintergründen in Kontakt zu kommen. Besonders eindrücklich waren die vielen Gespräche im wöchentlichen Begegnungscafé, welches Geflüchteten die Möglichkeit gibt, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Einige kamen aus der Ukraine, aber auch viele aus dem Nahen Osten, meist mit muslimischem Glauben. Die größte Herausforderung war stets die Kommunikation. Sie müssen die deutsche Sprache lernen, dabei unterstützten wir sehr gerne, und wir müssen den interkulturellen beziehungsweise auch interreligiösen Dialog üben.
Als Mitarbeiterteam mussten wir lernen, genau hinzuhören, was die Menschen bewegt und zwischen den Zeilen zu lesen. Wir mussten aus dem Gesprochenen das Richtige heraushören lernen, was auch häufig nur mit Übersetzungsapp möglich war. Bei Juri zum Beispiel wirkte es so, als würde er nur zum Kaffee trinken vorbeikommen, dabei benötigte er dringend Hilfe bei der Arbeitssuche. Oder Kelvin, der auf den ersten Blick sein deutsch üben wollte, jedoch als Christ eigentlich Anschluss an eine Gemeinde gesucht hat. Viele erleuchtende Momente „Hör-Momente“ gab es auch beim deutsch üben, wenn zum Beispiel Zusammenhänge und Doppelbedeutungen von Wörtern klar wurden. Oder wenn sich Besucher zum ersten Mal auf Deutsch vorstellten.
Das Begegnungscafé ist kein primär christliches Angebot, dennoch hat mich dabei stets das innere Gebet bewegt, unseren Gästen von und über Gott erzählen zu können. Das Tolle: Die Nachfrage kam dann häufig von ihrer Seite aus, zum Beispiel über die Bedeutung von Ostern. So konnte ich die Geschichte von Jesus und seiner Kreuzigung und Auferstehung erzählen. Mein Gebet bleibt, dass die Menschen das Richtige gehört haben.
Christian „Chris“ Fleischmann kommt aus Brackenheim und verbrachte sein Praktikum dort bei den Apis.