Ohne Masken und Fassaden

Er kennt sich aus mit dem Wort Gottes: Nach Stationen in Augsburg, Bad Liebenzell und Stuttgart gehört der passionierte Hebräisch-Lehrer und Professor für Altes Testament seit September zum Dozententeam des TSA und geht mit viel Lust an die Arbeit. Hier erklärt Dr. Andreas Käser, was ihm „ehrlich leben“ bedeutet und was er in Adelshofen erreichen möchte.

Lieber Andreas, bevor wir zu deinem Einsatz bei uns kommen, vorab mal: was bedeutet für dich „ehrlich leben“?

Das „ehrlich“ in „ehrlich leben“ hat für mich zwei wichtige Aspekte: „echt, beziehungsweise wirklich leben“ und „aufrichtig leben“. Zum ersten: Das Leben echt und wirklich zu leben bedeutet, das Leben bewusst als solches wahrzunehmen. Dabei nimmt man es dankbar als Geschenk aus Gottes Hand und lebt es im Vertrauen auf ihn. Das Gegenteil dazu wäre: am Leben vorbeischrammen oder durch das Leben hindurchhetzen. Zum zweiten Aspekt: „Aufrichtig leben“ bedeutet, in Verantwortung vor Gott und mit seiner Hilfe einen Weg zur Lebensgestaltung zu finden, bei dem man authentisch und echt sein kann. Gott kann einen Charakter formen. In der Beziehung mit Jesus kann man persönliche Integrität ausbilden. Man kann werteorientiert leben. Man kann oftmals innere Überzeugungen und äußeres Handeln in Übereinstimmung bringen. Jesus kann aber eben auch damit umgehen und mir weiterhelfen, wenn ich selbst meinen Authentizitätsanforderungen nicht immer genüge oder daran scheitere.

Was ist denn nötig, um zu einer ehrlichen Einsicht über sich selbst, über Umstände, über Gesellschaften zu kommen?

Dazu ist sehr viel Mut nötig. Ein ehrlicher und unverstellter Blick auf sich selbst und die Umstände legt oft eine unschöne Wirklichkeit hinter den Masken und Fassaden frei. Wie der Mensch und die Welt wirklich sind, ist manchmal schwer auszuhalten. Es ist mitunter sehr ernüchternd und desillusionierend. Gerade dann ist es wichtig zu wissen, dass Gott ein gnädiger und barmherziger Gott ist. Er begegnet uns Menschen in seiner Liebe so, wie wir nun einmal sind und nicht wie wir sein sollten. Er kann die vorfindliche Wirklichkeit aushalten. Und er hält dennoch an seiner wohlwollenden Einstellung zu uns Menschen fest. „Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8). Ein ehrlicher Blick auf sich selbst ist daher vor allem dann möglich, wenn wir von Gottes Gnade und Vergebung wissen und sie in Anspruch nehmen.

Ist denn eigentlich das Gegenteil von Ehrlichkeit unbedingt Lüge?

Wahrscheinlich ist es nicht ganz so einfach. Es gibt ja auch Formen der Unehrlichkeit, wie Selbsttäuschung, Selbstunterschätzung oder Selbstüberschätzung, die nicht unbedingt bewusste Lügen sein müssen. In biblischer Sicht wird „Wahrheit“ als verlässliches, zuverlässiges und solidarisches Handeln verstanden. Damit ist das unmittelbare Gegenteil von Ehrlichkeit eher Unzuverlässigkeit, Treuebruch, Nicht-Einhalten von Versprechen und andere Störung des sozialen Miteinanders, und auch das ist etwas anderes als unser allgemeines Verständnis von Lüge.

Und nun: Mit welcher Haltung und Hoffnung gehst du bei uns „an die Arbeit“ und was möchtest du durch deinen Beitrag erreichen?

Ich freu mich sehr, dass ich hier am Theologischen Seminar sein kann. Ich liebe Jesus und seine Gemeinde. Und ich liebe Gottes Wort, die Bibel, und bin begeisterter Lehrer des Alten Testaments. Wenn man sich mit seinem Wort vertraut macht, sich darauf einlässt und von ihm her lebt, schlägt der Glaube tiefe Wurzeln. Ich habe die feste Hoffnung, dass Gottes Wort den Glauben an Jesus fördert und die Gemeinde Jesu stabilisiert. Deshalb unterrichte ich sehr gerne biblische Bücher und Themen. Sowohl bei den Studierenden, die später einmal Verantwortung in Gemeinden und Werken übernehmen, also auch im Gemeindekontext. Und ich freu mich auch schon auf viele weitere Begegnungen mit den Freunden des Adelshofener Werks.

Vielen Dank, lieber Andreas, und ein herzliches Willkommen. Schön, dass du da bist!

Dr. Andreas Käser ist verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Töchtern, Pastor, Autor und Dozent für Altes Testament.