Hilflos, schwach und doch getragen

Seit Jahrzehnten hat sie immer wieder mit großen Schmerzen zu kämpfen. Der erste Bandscheibenvorfall kam 1984, seitdem verging kein Jahr ohne Tränen. Doch bei denen bleibt sie nicht stehen, sie gibt nicht auf. Sich selbst nicht, und andere erst recht nicht. Sr. Uta Könitzer ist gerade in ihrem ehrlichen Umgang mit der eigenen Not eine Ermutigung und erzählt von den letzten zwölf Monaten ihrer schmerzvollen Reise.

 

 

Mein Besprechungstermin mit dem Professor in der Schweiz war zwei Tage vor der geplanten Operation Mitte Januar. Ich erzählte ihm, dass wir viermal bei der Krankenkasse versucht hatten, dass diese die Kosten übernähmen, aber Fehlanzeige, leider vergeblich. Das konnte auch der Professor nicht verstehen und er quittierte mein Erzählen mit einem Kopfschütteln. Aber, so erzählte ich weiter, Gott hatte auf die Absagen der Krankenkasse mit einem seiner Wunder eingegriffen. Viele Freunde hatten für die OP gespendet, so dass der ganze Betrag schon zusammengekommen war, noch bevor ich überhaupt in die Klinik ging. Und dann sagte ich ihm: „Außerdem haben bestimmt noch nie so viele Menschen für Sie gebetet, Herr Professor.“ Er senkte den Kopf und schwieg. Dann schaute er mich an und meinte: „Sr. Uta, das tut mir sehr gut! Das Honorar für den Termin heute erlasse ich Ihnen übrigens.“ Danke Jesus!

 

Auf dem Weg zur OP

Zwei Tage danach wurde ich von einer Krankenschwester in meinem Bett zur OP gefahren, sie hatte am Kittel einen kleinen Bären hängen. „Sind Sie ein Bärenfan?“, fragte ich sie und sie lächelte: „Ja“. „Ich auch!“, sagte ich. Als ich später aus der Narkose erwachte, saß ein kleiner Bär auf meinem Nachtisch. Für mich ein Zeichen des Himmels.

 

Ich hatte sehr starke Schmerzen. Früh morgens erschien der Professor zur Visite und ich sagte zu ihm: „Sie haben mir ja vorher schon gesagt, dass ich starke Schmerzen haben würde, aber dass sie so unerträglich sein würden, das haben Sie verschwiegen.“ Er entschuldigte sich aufrichtig und meinte: „Leider haben Sie nur die Hälfte der nötigen Schmerzmittel bekommen, das tut mir sehr leid. Ich veranlasse sofort, dass das korrigiert wird.“

 

Die Wochen danach

Zwei Tage später holte mich Sr. Elisabeth vom Krankenhaus ab. Meine Geschwister hatten sie mir zur Seite gestellt, um mir in der Akutphase zu helfen. Dafür war und bin ich sehr dankbar! Zwei Schwestern vom Saronsbund in der Schweiz hatten zugesagt, mich für die Zeit meiner Behandlung bei sich aufzunehmen. Seit vielen Jahren besteht die Freundschaft zu dieser kleinen Schwesternschaft schon. Sr. Margrit und Sr. Rosmarie hatten das Gästezimmer liebevoll für mich hergerichtet. Wie froh war ich, als ich endlich wieder im Bett lag. Die Schmerzen wurden mit jedem Tag schlimmer, statt besser. Ein tiefliegender Bluterguss hatte sich gebildet, deshalb wieder so unerträgliche Schmerzen. Oft weinte ich still vor mich hin. Worte des Gebetes waren mir nicht mehr möglich, aber mein Schreien um Gottes Hilfe. Die Betäubungsmittel mussten ein weiteres Mal erhöht werden. Bis die Schmerzen nachließen, dauerte es. Ich lag einfach nur da. Schwach, hilflos und doch getragen.

 

Abends setzten sich die Schwestern an mein Bett und beteten mit mir. In dieser schweren Situation war das die Hilfe, die ich brauchte, und ein starker Trost für mich. Eigentlich hätte ich ja heim dürfen, zurück nach Adelshofen, und erst zur zweiten OP wiederkommen müssen. Aber der Professor sagte: „Nein, bitte bleiben Sie die ganze Zeit hier, der große Bluterguss war nicht vorhersehbar, den möchte ich im Auge behalten.“ Das fiel mir sehr schwer, und wie würden die Sarons-Schwestern reagieren? Hatte ich das Band der Gastfreundschaft nicht schon genug strapaziert? Aber sie sagten so von Herzen „Ja, natürlich kannst du bleiben!“, dass ich es annehmen konnte. Sr. Elisabeth fuhr also allein zurück, aber in dem Wissen, die beiden Schwestern in der Schweiz würden bestens für mich sorgen.

 

Ich kann wieder beten

Leider hörten die Prüfungen nicht auf, eine schlimme Allergie kam dazu. Ein anderer Arzt sollte sich das anschauen. Ich dachte natürlich gleich an die Kosten, denn auch das würde privat bezahlt werden müssen. Es lagen viele Herausforderungen in dieser Zeit, aber Jesus kam mir mit seiner Hilfe immer wieder entgegen. Oft anders als gedacht. Die Allergie nahm er nicht einfach weg, sondern ließ mich mitten in dieser Zeit mit den Schweizer Schwestern viele Gebetserhörungen erleben, mitten in und trotz meiner großen Schwachheit. Eine davon will ich erzählen. Sr. Margrit wollte zwei Buben von einer ausländischen Familie zur Kirche Kunterbunt einladen, einem lockeren Programm und biblische Geschichten für Kinder. Sie telefonierte mit der Mutter der Jungs, aber die lehnte ab. Daraufhin beteten wir, dass Jesus eingreift. Tatsächlich rief die Mutter später von sich aus an und sagte, die Buben könnten jetzt doch kommen. Sr. Margrit fuhr zu der Familie, um die Burschen abzuholen. Direkt vor dem Haus, in dem ihre Wohnung war, lag ein Gotteswort auf der Straße: Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Jesaja 41.10. Jesus war wirklich mit ihr! Und den Buben hatte es so gut gefallen, dass sie das nächste Mal wieder mitwollten.

 

Mindestens zwölf Monate

Dann, irgendwann, endlich die zweite OP. Sie ging gut, die Schmerzen waren erträglich. Danke Herr. Erst beim Abschlussgespräch sagte mir der Professor, dass es bis zu zwölf Monaten dauern könne, bis mit Blick auf die Schmerzen eine Besserung zu spüren ist. Seitdem liegt ein steiniger Weg des Glaubens und Vertrauens mit Auf und Abs hinter mir. Und immer noch vor mir. Ist es nicht so, dass wir alles Leid, alles Schwere, alle Schmerzen möglichst schnell weghaben wollen? Aus dem Weg, einfach fort? Aber, möchte Gott das auch? Möchte er, dass wir alles los sind? In den Seligpreisungen, die wir in unseren Klausurtagen betrachtet haben, heißt es: selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden.

 

Wie Jesus auch handelt, ich möchte mich bewusst seinem Willen überlassen, denn sein Wille ist gut. Meinerseits will ich weiterhin alles tun, was ich tun kann. Will die vom Arzt und Therapeuten verordneten Übungen machen, die nötig sind, damit es vorangeht. Und grundsätzlich kann ich sagen, dass ich stabiler geworden bin, auch wenn nach wie vor noch Schmerzmittel nötig sind, um durch den Tag und die Nacht zu kommen. Die zwölf Monate, von denen der Professor sprach, sind erst im Februar zu Ende.

 

Zutiefst dankbar und gespannt

Ich möchte mich bedanken. Bei allen, die mich so lieb und treu unterstützt haben. Für größere und kleinere Gaben, und dafür, dass für mich gebetet wurde. Das war und ist für mich das größte Geschenk. So darf ich gespannt sein, wie die Sache ausgeht.

 

 

Sr. Uta Könitzer ist gelernte pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte, hat am TSA studiert und gehört seit 1978 zur Kommunität. Als ausgebildete Lebensberaterin steht sie vielen Menschen mit Rat und Tat zur Seite.