Willkommen in der Zukunft

Keine Sorge, das wird keine Science Fiction, das ist so echt und real wie der Gott, der dahinter steht. Aber es wird eben auch genau das: Zukunft. Gestaltung. Nach vorn gehen. Und dazu ein herzliches Willkommen. Dr. Jürgen Schulz über das TSA der Gegenwart und auf dem Weg ins Morgen.

 

 

„Wann kann ich Hebräisch lernen?“ Ich schaute unsere Studentin irritiert an, denn ich konnte mich noch gut an unser erstes Gespräch beim Campustag erinnern. Sie war verunsichert, ob sie am TSA richtig ist, weil Griechisch bei uns ein Pflichtfach ist. Jetzt steht sie vor mir und fragt mich tatsächlich nach Hebräisch? Also frage ich zurück: „Warum möchtest du denn Hebräisch lernen, wenn Griechisch doch schon so herausfordernd war?“ Sie lächelt und sagt: „Jetzt kann ich ein Drittel der Bibel in der Sprache lesen, in der sie geschrieben wurde. Zwei Drittel fehlen mir aber noch.“

 

Mit viel Leidenschaft

Vor mir steht eine junge Frau mit Leidenschaft und Entschlossenheit. Wie selbstverständlich will sie die biblischen Sprachen lernen. Sie will Gottes Wort kennen, um gut für ihren späteren Dienst vorbereitet zu sein. Ich freue mich riesig über ihre Einstellung. Denn dafür stehen wir als Theologisches Seminar Adelshofen. Bei uns in Adelshofen reifen Persönlichkeiten. Wir verbinden tiefgründige theologische Ausbildung mit einem starken Praxisbezug und einer besonderen Form gemeinsamen geistlichen Lebens. Mit Gründung der Stiftung wurden wir von der Kommunität beauftragt, das Theologische Seminar in die Zukunft zu führen. Dafür müssen wir uns bewusst sein, was Adelshofen ausmacht. Mir ist es wichtig, die guten Glaubensüberzeugungen, die unser Haus geprägt haben, zu behalten.

 

Kein Gebet, keine Kraft

Seit Gründung des Werkes ist das gemeinsame geistliche Leben ein besonderes Kennzeichen unserer Ausbildung. Auch heute wollen wir, dass unser Studium eingebettet ist in einen geistlichen Rhythmus. Wir pflegen eine „Alltagsliturgie“, um im alltäglichen Leben und Dienst eine gute Orientierung zu behalten. Gebet ist ein wesentlicher Bestandteil dieses geistlichen Rhythmus. Gebet ist die Kraftquelle für unser Studium und unseren Dienst. Durch unser Studium lernen wir Gott kennen, im Gebet kommen wir Gott nahe. Wir beten, weil wir in einer Welt leben, die ohne Gott im Chaos versinkt. Wir beten für Veränderung – in unserem persönlichen Leben und in der Gesellschaft. So wichtig die theologische Ausbildung auch ist, ohne das Gebet ist unser Studium kraft- und ziellos.

 

Wir brauchen immer regelmäßig die Erinnerung, warum das Gebet so wichtig ist. Ein gutes Verständnis und eine gute Praxis des Gebets entwickeln sich nicht eigenständig und werden auch nicht automatisch an die nächste Generation weitergegeben. Wir müssen also regelmäßig über unsere Werte reden. Die vergangenen zwei Jahre waren deshalb auch von intensiven Gesprächen innerhalb der Stiftung und mit der Kommunität geprägt. Wir haben zusammen gebetet, zusammen gearbeitet, zusammen gelacht, zusammen geweint. Und schließlich haben wir mit kleinen Veränderungen begonnen.

 

Glaubend gestalten

Im Herbst 2023 wurden die Unterrichtszeiten so angepasst, dass die Studierenden auch am Mittagsgebet teilnehmen können und währenddessen nicht mehr im Unterricht sitzen müssen. Wir haben an der Formulierung unseres Auftrags gearbeitet und den gemeinsamen Rhythmus geistlichen Lebens, also das Gebet, als wesentlichen Aspekt ausdrücklich benannt. Wir wollen glaubend beten und studieren. Die Geschichten über Gottes Wirken in der Geschichte des Werkes sind inspirierend. Für uns und unsere Studierenden gilt es jetzt die Gegenwart und Zukunft im Glauben zu gestalten. Es freut uns sehr, dass die Kommunität gemeinsam mit uns auf dem Weg ist.

 

Dual und intensiv

Zu Adelshofen gehören neben dem Gebet auch die vielfältigen Gemeindeeinsätze und Freizeiten. Wenn ich mich auf den Homepages anderer Bibelschulen und theologischer Seminare umschaue, betonen so gut wie alle die Bedeutung von praktischer Erfahrung für ihre Ausbildung. Wenn wir von einem starken Praxisbezug sprechen, meinen wir eine duale Ausbildung. Das Studium in Adelshofen ist intensiv, weil wir uns nicht auf die Vermittlung von Wissen beschränken wollen. Unsere Studierenden sammeln Erfahrungen durch die Mitarbeit in Gemeinden, bei den vielfältigen Veranstaltungen des GZA (was es damit auf sich hat, lesen Sie im Leitartikel von Christian Pletsch ab Seite 8) und in Praktika in ganz unterschiedlichen Kontexten außerhalb von Adelshofen. Diesen dualen Charakter wollen wir für das Grundstudium in den nächsten Jahren noch weiter profilieren und die Zusammenarbeit mit Gemeinden und Werken intensivieren.

 

Wir entwickeln weiter

Die größte Aufgabe ist aktuell die Entwicklung unseres Studienprogramms. Wir sind ein Studien- und Lebenshaus. Studierende entscheiden sich für unsere Ausbildung, weil sie von uns überzeugt sind. Zurzeit ist unsere Strahlkraft noch zu klein. Durch die neue Betonung der Theologie haben wir hier erste neue Akzente gesetzt. Wir setzen den Fokus bewusst auf Theologie. Wenn Gott durch sein Wort spricht (2Petr 1,21), Gottes Wort tatsächlich Kraft hat (Hebr 4,12) und er der Gemeinde sein Wort anvertraut hat (1Thess 2,13), dann brauchen wir in unseren Gemeinden Menschen, die die Bibel kennen, verständlich erklären und anwenden können. Neben der Theologie als Schwerpunkt bieten wir eine Profilwahl in Religionspädagogik und Lebensberatung an. Unsere Studierenden können durch Wahlfächer selbstständig Schwerpunkte setzen und sich so gezielt auf ihren Dienst vorbereiten.

 

Als Dozententeam haben wir mit der Überarbeitung des Lehrplans des Grundstudiums begonnen. Derzeit bieten wir viele kleine Kurse an, was einen großen Verwaltungsaufwand zur Folge hat. Durch strategische Anpassungen können wir hier unnötige Belastungen und Kosten reduzieren. Wir packen diese Aufgabe als Dozententeam gerne an und es macht uns große Freude, als Team zusammenzuarbeiten. Auch für das Akademische Aufbauprogramm (AAP) haben wir im vergangenen Jahr einen neuen Lehrplan erarbeitet. Wir freuen uns auf neue Studierende, die berufsbegleitend einen Master-Abschluss in Praktischer Theologie oder im Alten Testament bei uns anstreben. Dank besonderer Unterstützung im letzten Jahr konnten wir mit dem Ausbau und Umbau der Bibliothek beginnen, wir wollen diese kontinuierlich zu einer Forschungsbibliothek ausbauen. Es soll ein Ort sein, der auch für Besucher offen ist, damit hier Predigten vorbereitet, Bibelarbeiten geschrieben und Jungscharprogramme entwickelt werden können.

 

Wir sind ein Studien- und Lebenshaus. Ein Ort, an dem wir lehren und forschen. Hier leben wir und heißen gerne Gäste willkommen. Gemeinsam gestalten wir die Gegenwart und Zukunft des TSA. Um Gott zu ehren, Gemeinden zu stärken und Menschen zu dienen.

 

 

Dr. Jürgen Schulz, verheiratet mit Lydia und Vater von vier Kindern, ist seit Januar 2023 Rektor des Theologischen Seminars Adelshofen. Er hat eine tiefe Liebe zur Gemeinde, eine Leidenschaft für das Alte Testament und meint: geht nicht, gibt’s nicht!