Ein ganzes, gutes Jahr
Da kommen wildfremde Menschen zusammen, leben, arbeiten und wachsen gemeinsam, und dann trennen sich ihre Wege wieder. Bei uns geschieht das regelmäßig im Jahresteam und es ist erstaunlich bis wunderbar, was in diesen wenigen Monaten passiert. Anita Bosch traf sich mit Josepha, Rahel und Andrea, drei von denen, die demnächst weiterziehen, zum Gespräch.
Hallo, Ihr drei, lasst uns doch mal damit beginnen: „fröhlich Handeln“, was fällt euch dazu ein?
Josepha: Ich wünschte, ich könnte immer fröhlich handeln, aber es ist halt… schwierig.
Rahel: Mir fallen da tatsächlich zwei Sachen ein: Fröhlich im Sinne von ich bin glücklich, happy und handele dementsprechend. Oder man macht immer mehr und immer wieder was. Man ist glücklich dabei und arbeitet so fröhlich vor sich hin. Versteht ihr, wie ich meine?
Josepha: Ja, und man macht das, worauf man vielleicht keinen Bock hat mit Freude, weil man dadurch jemandem hilft. Die Person freut sich und dann freut man sich selbst, weil man die Person glücklich gemacht hat.
Josepha, du hast vorhin gesagt, es gelingt dir nicht immer fröhlich zu handeln. Was steht dir da so im Weg?
Wenn mich etwas extrem stört und nervt, ich das aber nicht äußere und den Frust in mich hineinfresse, dann wird es immer schwieriger, das anzusprechen. Gleichzeitig fordert es mich sehr heraus, meine Aufgaben trotzdem mit Freude zu machen.
Andrea: Ich kann nicht beeinflussen, ob ich jetzt fröhlich bin oder nicht, das muss doch von sich aus geschehen, weil ich einfach Spaß daran habe zu arbeiten und etwas zu machen, oder? Manchmal strömt Problem 1 auf mich ein und dann kommt Problem 2 dazu und sagt: ‚Hey, ich bin auch noch da.‘ Das zieht mich herunter, so dass ich mich gar nicht daran freuen kann, etwas zu machen.
Josepha: Ich meine, es ist im Großen und Ganzen immer eine Frage des „Mindsets“, also schon so, dass wir auch Einfluss darauf haben.
Habt ihr auch schon mal richtig fröhlich gearbeitet, so dass ihr Raum und Zeit vergessen habt?
Josepha: Ja, in unserer Gemeinde haben wir mal als Alternative zu Halloween eine Aktion für Kinder organisiert und viele Stationen und Parcours aufgebaut. Allein schon der Aufbau hat so viel Spaß gemacht, und da waren die Kinder ja noch gar nicht dabei. Wir haben nicht auf die Uhr geschaut und plötzlich war die Zeit verflogen wie nichts!
Und was daran hat dich so begeistert?
Josepha: Das war eine Aktion, bei der sich unser inneres Kind tierisch gefreut hat. Auch die Zusammenarbeit im Team war cool und etwas zur Freude für die Kinder vorzubereiten, das hat uns alle super motiviert.
Rahel: Ich denke grad ans Rasenmähen heute Morgen, das hat mir viel Spaß gemacht. Erstmal musste ich noch mit anderen zusammenarbeiten, aber als ich dann allein mähen konnte, da war ich ganz glücklich und plötzlich war die Zeit schon vorbei.
Wie jetzt, Rahel, fröhlich mähen? Wieso das denn?
Ich habe Musik dabei gehört, konnte draußen arbeiten und mich bewegen. Es hat einfach Spaß gemacht.
Bewegen ist bei der ganzen Sache für dich wichtig?
Ja! Rumsitzen ist voll anstrengend!
Du brauchst also immer was zu tun?
Ja, auf jeden Fall!
Und dabei arbeitest du dann auch über das normale Maß hinaus, hab´ ich gehört. Was motiviert dich dazu?
Ich glaube, das hab´ ich von zuhause übernommen, dass ich erst Feierabend mache, wenn die Arbeit erledigt ist und nicht, wenn die Uhr Feierabend anzeigt. Dann mache ich es eben noch zu Ende. Mir fällt auf, dass es mir manchmal so viel Spaß macht, dass ich gar keinen Bock habe, Feierabend zu machen.
Wie siehst du das, Andrea, was macht dir Spaß an der Arbeit?
Ich kenn mich mit IT aus und neulich bin ich mit meinem Arbeits-Laptop im Haus der Kommunität hin und her gelaufen und konnte den Geschwistern helfen, mit ihren Computern zurecht zu kommen. Es war so schön, sie mit meinem Wissen unterstützen zu können.
Josepha: Mir gibt Musik viel Antrieb. Mit dem richtigen Lied bekomme ich voll den Energie-Schub, dann hab´ ich richtig Bock was zu tun.
Andrea: Das mit der Musik ist bei mir nicht so. Da ist vielmehr Notwendigkeit ein Faktor, manchmal muss man Dinge eben einfach machen.
Ihr habt aber doch bestimmt auch mal Tage, an denen euch die Arbeit nicht so leicht von der Hand geht...
Rahel: Sicher, da hilft mir einerseits mein Pflichtbewusstsein, wie Andrea schon sagte. Andererseits motiviert mich aber auch die Dankbarkeit, die die Arbeitsanleiter mir entgegenbringen. Ich weiß, dass Diana, Bernhard oder auch die Gäste dankbar sind, dass ich die Arbeit erledigt und zum Beispiel geputzt habe.
Josepha: Mich motiviert dann, wenn ich am Abend oder am Wochenende schöne Dinge in Aussicht habe. Dann weiß ich: ich muss nur noch dieses oder jenes machen, und dann habe ich ein cooles Event.
Andrea, du hast hier ja gleich Einblick in vier verschiedene Arbeitsbereiche – in welchem fällt dir dein Einsatz besonders leicht?
Ganz eindeutig in der IT, Computer sind einfach großartig! Ich beschäftige mich gerne mit Technik und handle besonders fröhlich, wenn ich für mich oder andere ein Computer-Problem lösen kann.
Josepha, du überlegst ja, nach dem Jahresteam eine Ausbildung als Köchin zu machen. Haben dich die Erfahrungen in der Küche, die du hier gesammelt hast, auf die Idee gebracht?
Ja, man lernt immer etwas Neues, egal, was man kocht. Ich kann durch das Essen, das ich koche, etwas über die Kulturen kennen lernen, aus denen die Gerichte kommen, zum Beispiel aus Asien oder Italien. Da habe ich richtig Lust drauf! Essen ist so ein Thema, bei dem man schnell anknüpfen kann. Kochen, Essen, Kulturen - das kann man auch wunderbar mit Reisen verbinden, das ist ein toller Türöffner.
Zum Schluss: Wenn ihr könntet, wie ihr wolltet, und es keine Begrenzungen gäbe, was würdet ihr gern machen?
Josepha: Ganz klar: Reisen!
Rahel: Ich würde meinen Motorrad-Führerschein machen und ab die Post!
Andrea: Mir wäre es wichtig, etwas mit Menschen zu machen. Ich weiß nicht so genau was, das wäre vielleicht sogar auch egal, aber mit Menschen Zeit zu verbringen ist etwas Wunderschönes, das habe ich hier im LZA sehr zu schätzen gelernt.
Ich danke euch sehr für das fröhliche Miteinander, all euren Einsatz und all euer Handeln. Schön, dass es euch gibt!
Anita Bosch ist Lehrerin, mit Matthias verheiratet, und war sowohl bei OM als auch im Gästehaus Saron im Einsatz, bevor sie im Sommer 2023 nach Adelshofen kam. Sie engagiert sich in der Begleitung des Jahresteams, liebt Blumen, Sonnenuntergänge und indisches Essen.