Feiern im Doppelpack

Sie kamen und feiern gemeinsam: Vor 20 Jahren wurden Mirjam Bott und Meike Walch als Schwestern der Kommunität eingekleidet und prägen seit dem den Alltag im Lebenszentrum entscheidend mit. Detlef Eigenbrodt sprach mit Ihnen über damals und heute und meint: Der Platz reicht niemals aus, um alles zu erzählen.

 

 

Sr. Meike, du hast mal von eurem Noviziatsunterricht erzählt, was davon hat dich da besonders ins Nachdenken oder Grübeln gebracht?

Ganz klar die beiden Gelübde Ehelosigkeit, also den Verzicht auf einen exklusiven Partner, und Gehorsam, dass ich im Zweifelsfall etwas machen müsste, das die Leitung für mich vorschlägt. Da hab´ ich über die Jahre immer mal wieder dran geknabbert, aber ich kann tatsächlich gut damit leben.

                           

Ihr seid die jüngsten Schwestern im Haus, wie fühlt sich das an? Und wie schaut ihr in die Zukunft?

Sr. Mirjam: Zwanzig ältere Schwestern zu haben ist doch oft sehr hilfreich, da hab´ ich in vielen Situationen eine passende Gesprächspartnerin. Aber, naja, es kann schon auch herausfordernd sein.  

Sr. Meike: Ja, tatsächlich hatte ich mir das anders vorgestellt, ich wollte nicht nach 20 Jahren noch die Jüngste sein. Ich habe einen Riesenrespekt vor der Lebensleistung meiner Geschwister. Trotzdem fühlt es sich manchmal einsam an, wenn die Mehrheit über Ruhestand und nachlassende Kräfte redet und ich selbst vor drei Jahren erst ins Abenteuer Pfarramt gestartet bin. Ich bete sehr, dass noch Schwestern dazustoßen, die eher in meiner Lebensphase sind.

 

Ungeachtet der Altersstruktur: Es gab ja mit den Jahren einige Veränderungen in und an der Kommunität – wie wohl oder unwohl fühlt ihr euch damit?

Sr. Meike: So schön es ist, dass die eigenen Bedürfnisse mehr Beachtung finden, ich hänge tatsächlich in manchem noch am Alten, fand es mit klarerer verbindlicher Struktur und mehr Gemeinsamkeit schöner, bin wohl eher ein „klösterlicher Typ“. Manchmal fahre ich einfach eine Woche in ein richtiges Kloster und tanke Tagzeitengebet und Stille.

Sr. Mirjam: Manche Wandlungen waren schlicht notwendig, sowie zum Beispiel die Anpassung rund um unsere Altersstruktur und die veränderten Bedürfnisse der älter gewordenen Geschwister. Das hat zunächst keine emotionale Auswirkung auf mich, ich weiß meinen Platz hier und da steht ein wohl oder unwohl fühlen im Hintergrund. Ich schaue, wie ich in der veränderten Situation meinen Weg finde, und wie ich die Geschwister unterstützen kann.  

 

Und was habt ihr in den gemeinsamen Jahren auch gemeinsam gemacht?

Sr. Mirjam: Zum Beispiel an unzähligen größeren Veranstaltungen den Speisesaal oder auch den ein oder anderen Urlaub. Kultur, Geschichte und Museen. Da sind doch schon auch gemeinsame Interessen vorhanden.

Sr. Meike: Ja, unter anderem auch die für Klöster, die wir besucht haben, inklusive Konventen und Ruinen. Und wir gehen wirklich jeden September zur Feier des 2001 begonnenen Noviziats gemeinsam essen.

 

Was bedeutet es euch denn, Teil der Kommunität zu sein? Woran freut ihr euch besonders?

Sr. Meike: Mir ist wichtig, eine Lebensform zu haben, in der Zeit für Gott reserviert ist, die einen Rhythmus mit Gebetszeiten und Andachten vorgibt, das entlastet mich. Und ich möchte in Gemeinschaft leben, mich austauschen können über den Alltag oder auch über einen Bibeltext. Gerade da finde ich die Generationenmischung bei uns echt bereichernd. Am meisten freu ich mich, dass wir Menschen einen Raum bieten können, an dem sie Impulse bekommen oder einfach auftanken können.

Sr. Mirjam: Neben all dem schätze ich auch die Zugehörigkeit zur Kommunität, und das Wissen, dass Gott mich hier haben wollte und ich ihm in der Gemeinschaft dienen kann. Ich freue mich besonders an der Ergänzung, die wir leben dürfen. Wir sind sehr unterschiedlich, aber das ist eine Bereicherung und dies erlebe ich als ein Geschenk Gottes.  

 

Sag, Sr. Mirjam, du schreibst Gedichte, wann und warum hast du damit angefangen?

Ich habe schon sehr lange Tagebuch geschrieben, aber es gab innere Vorgänge, die ich in dieser Form sehr schwer aufschreiben konnte. Diese flossen dann als Gedichte viel leichter, die ersten entstanden 1992. „Eingegraben“ schrieb ich auch in diesem Jahr, und es ist das Erste, in dem ich meinen Glauben und das, was ich mir wünsche, beschreibe. Bis heute ist das ein Wunsch von mir. Ich weiß: nur Gott kann mir diesen Wunsch erfüllen.  

 

Und du, Sr. Meike, bist nebenher Pfarrerin…

Ja, das bin ich „aus Versehen“ geworden. Eigentlich hab´ ich nur an der Uni studiert, um am TSA unterrichten zu können. Dann habe ich aber das Vikariat drangehängt und dabei gemerkt, dass mein Herz schon sehr für Gemeinde schlägt. Ich weiß nicht, ob es einen vielfältigeren Beruf gibt. Man arbeitet mit Menschen von Jung bis Alt, begleitet sie in frohen und schweren Stunden, ab und zu mach ich auch gern mal ein bisschen Verwaltung und was gekröpfte Joche sind, weiß ich mittlerweile auch….

 

…und du willst gern mal nach Israel?

Ich konnte lange Zeit den Israel-Hype vieler Christen nicht nachvollziehen. Aber seit meinem Theologiestudium habe ich echt Sehnsucht, mal durch die Gassen von Jerusalem zu gehen, am See Genezareth zu stehen, einfach die Schauplätze der biblischen Ereignisse selber zu erleben. Mit dem TSA waren wir ja schon auf den Spuren von Paulus in Griechenland unterwegs, war auch sehr cool.

 

Wie sehen deine Träume aus, Sr. Mirjam?

Es fällt mir eigentlich viel leichter, mich um die Verwirklichung der Träume anderer zu kümmern, das steckt irgendwie tief in mir drin. Aber wenn meine Gedichte irgendwann mal in einem schön gestalteten Bildband veröffentlicht werden, dann könnte es schon sein, dass ich vor Freude Purzelbäume schlage.

 

Ihr seid beides Ordensfrauen, und man könnte meinen, die sind immer schön beherrscht. Was an eurem eigenen Wesen geht euch dennoch so richtig auf die Nerven?

Sr. Meike: An meinem Wesen? Es sind doch immer die anderen, die nerven! Aber im Ernst: Ich wäre gern noch konsequenter und effektiver, wenn es zum Beispiel ums Thema Sport treiben und Bücher lesen geht.

Sr. Mirjam: Ich bin sehr sensitiv, nehme viel um mich herum wahr, mache mir dadurch oft auch zu viele Gedanken um andere und lasse mich in meinen Reaktionen davon beeinflussen. Ein bisschen weniger davon wäre mir ganz recht.

 

Zum Schluss die Challenge an jede von euch: könnt ihr bitte die letzten zehn Jahre in einem Satz zusammenfassen?

Sr. Mirjam: Sehr viele positive Veränderungen in allen Bereichen, besonders dankbar bin ich über die persönlichen Entwicklungsschritte, die ich gehen durfte.

Sr. Meike: 4 Wohnorte, 2 Examina, 2 neue Jobs, wertvolle neue und alte Freundschaften – in einem Wort: sehr abwechslungsreich.

 

Vielen Dank für euren Dienst und euch beiden, liebe Sr. Mirjam, liebe Sr. Meike, Gottes Segen für noch ganz viele weitere Jahre.

 

 

 

Eingegraben 

Mein ICH soll in DIR eingegraben sein 

   Soll zu DIR gehören 

   Soll von DEINER Lebenskraft wachsen 

   Soll in DIR verwurzelt sein 

   Soll an DEINEN Geist gebunden sein 

So soll mein ICH sein: 

   Von DIR ausgerichtet 

   Auf DICH schaut alles in und von mir 

   HALLELUJA 

Sr. Mirjam Bott