Ich war nicht mehr allein
Es ist manchmal schwer zu ertragen, was Menschen zu erzählen haben. Weil man beim Zuhören und Lesen erkennt, da erzählt nicht nur jemand eine Geschichte, sondern da macht jemand sein Herz auf und gewährt Einblick in seine Seele. Marcel Arnreich ist so ein Mensch und beschreibt, wie wunderbar Veränderung und Heilung ist.
Vor zwei Jahren stand ich vor einer Entscheidung, die meine Knie zum Zittern brachte und meine Hände lähmte. Könnte ich mich auf meinen Verstand verlassen, oder sollte ich auf mein Herz hören? Könnte ich als sündhafter Mensch, als jemand, der sein ganzes Leben im Unglauben und Atheismus gelebt hat, die Tür zu einer christlichen Gemeinde öffnen und dürfte ich diesen Jesus, von dem ich gehört hatte, dort kennen lernen? Meine Gedanken drehten sich im Kreis der angstvollen Erwartung, dass ich bestimmt gleich wieder rausgeschmissen würde. Doch innerlich bewegte mich eine Kraft, die mir Zuversicht gab, dass hier ein neues Zuhause und eine neue Familie auf mich wartet. So folgte ich der Stimme in mir, öffnete die Tür in die Gemeinde und fand dort ein neues Leben in Gemeinschaft mit Jesus.
Ich fühlte mich stark
Vor der Entscheidung umzukehren und mein Leben Jesus zu geben, ging ich voller Stolz durch die Welt und habe so nie die Liebe Gottes und die Kraft seines guten Geistes erfahren. In meinem Umfeld hat nur gezählt, wer von allen der Größte ist, und manchmal fühlte ich mich dort wie der stärkste Mensch der Welt. Scheinbar hatte ich alles, was ich wollte, ich besaß teure Klamotten, hatte eine schöne Freundin und war eine Sportskanone. Doch all dies konnte nicht die Leere in mir füllen, denn mein Herz war hart geworden und ich selber einsam. Ich war wie ein Pferd, das der Karotte nachjagte, die ihm jemand an einem Stock, unerreichbar, vor die Augen gehängt hatte. Ich war abhängig in meiner Lust und Laune. Je nach den Umständen und meiner Stimmung konnte ich an guten Tagen so viel in meinem Leben erreichen. Doch wehe mir, wenn sich meine Umstände veränderten und die Blase meiner Scheinwelt platzte.
Mut war für mich nur ein Gefühl, das kommt und geht wie der Wind. Menschen, die mir nahestanden, haben mich verlassen, auch meine Freundin. Viele meiner lieben Freunde und Familie sind gestorben, ich habe mein Geld und mein Zuhause verloren und ich bin so krank geworden, dass Ärzte mich als lebenslang krank bezeichnet haben und es keine Heilung für mich geben würde. Mit einem Zettel in der Hand, auf dem „schwerbehindert“ stand, habe ich als junger Mann mit 22 Jahren jeglichen Mut verloren, besonders da ich meine meiste Zeit nun in einer Klinik verbringen musste.
Der richtige Moment
In der Bibel ist Mut nicht etwas, das wie der Wind verweht, sonders wird beschrieben als etwas, das auf ein starkes Fundament aufbaut. Ein Fundament, das aus Vertrauen, Entscheidung und Willen besteht und einem die Kraft dazu gibt, einen Weg zu gehen, der aus eigener Kraft nicht möglich ist. Ein gutes Beispiel dafür ist die Geschichte, als Petrus auf dem Wasser gehen konnte und auf Jesus zu lief. Dies wurde in dem Moment möglich, als er auf Jesus schaute, der selbst schon auf dem Wasser lief, und er, Petrus, zu Jesus sagte „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.“ (Mt. 14,28) Petrus ging also nicht von sich allein aus, sondern erst nachdem er Jesus nach dessen Willen gefragt hatte und dieser zu ihm sprach „Komm!“ (Mt. 14,29). Petrus ging im Vertrauen auf Jesu Wort auf dem Wasser auf Jesus zu.
Alles fing mit dem Zeitpunkt an, als Petrus eine Entscheidung traf, die er vorher innerlich bewegt hat, und der er nachging im Vertrauen auf Gott. Natürlich hat er später gezweifelt und ist dadurch ins Wasser gefallen, doch war da nicht auch Jesus bei ihm, der ihn gerettet hat? Petrus hätte genauso gut in der Sicherheit des Bootes bleiben können, doch etwas in ihm bewegte ihn so sehr, hinaus aufs Wasser zu gehen, als er Jesus auf dort sah.
Es gibt Zeiten, in denen wir über zu treffende Entscheidungen viele Nächte schlafen sollten, doch Gott lädt uns zum richtigen Zeitpunkt seines Plans für uns dazu ein, eine Entscheidung im Vertrauen auf ihm zu treffen und dieser mutig und entschlossen nachzugehen.
Meine Entscheidung
Wäre ich diesem Zeitpunkt vor zwei Jahren ausgewichen, so wäre ich wahrscheinlich nie am Anfang durch die Türe in die Gemeinde Jesu gegangen. Letztes Jahr kam wieder ein großer Schicksalsschlag in meinem Leben, als ich den Anruf bekam, dass meine Mama gestorben ist. Meine Welt ist wieder zusammengebrochen und ich versank in tiefer Trauer. Doch auch in dieser Zeit hat Gott mich innerlich bewegt und mich vor die Entscheidung gestellt, ob ich Gott weiterhin vertrauen möchte, denn er will mir ein neues Leben schenken und mich heilen. So entschied ich mich, mein gebrochenes Herz für Jesus zu öffnen und habe erlebt, wie er mein Herz heilte und auch mein ganzes Leben veränderte.
Ich war nicht mehr wie früher allein in meiner schweren Zeit, denn Jesus war mein Tröster und auch meine Gemeinde hat mir so viel Liebe und Unterstützung gegeben. Von meiner langen Krankheit wurde ich von Gott geheilt, wodurch ich mein altes Leben in Kliniken und Depressionen hinter mir lassen konnte. Eine Familie in meiner Gemeinde hat mich bei sich als Adoptivsohn aufgenommen, und ich habe gerade mit ihnen, in meinem neuen Zuhause, Weihnachten und Neujahr verbracht. Ich habe ein neues Leben durch Jesus erhalten und bin Teil vom Jahresteam in Adelshofen, wo ich jeden Tag neue Freude und Liebe in der Gemeinschaft erlebe. In mir brennt die Begeisterung, anderen Menschen das Gute weiterzugeben, das auch ich durch Gottes Gnade empfangen habe. Meine Begabungen dazu will ich später in einer Bibelschule fördern und festigen lassen, das gibt mir viel Zuversicht und Freude für mein neues Leben in Gottes Reich.
Mutig sein heißt für mich, einen neuen Weg zu gehen, im Vertrauen, dass Jesus es gut machen wird.
Marcel Arnreich, 26, kommt aus Böblingen und gehört aktuell zum Adelshofener Jahresteam. In seiner Freizeit geht er gerne spazieren, liest Bücher, treibt Sport und meint: Schöne Momente mit Freunden zu erleben, erfüllt mein Herz.