Intensiv, herausfordernd und schön

Wenn Jessica Schulze die Einsatzwoche des Jahresteams in nur 3 Wörtern beschreiben müsste, würde sie diese wählen: intensiv, herausfordernd, schön. Aber das muss sie ja gar nicht, und so holt sie etwas weiter aus und nimmt uns mit auf eine Tour, bei der es auch um Nachfolge ging.

 

 

Fangen wir von vorne an: Montag morgens begann unsere neunstündige Reise in die Stadt an der Ostsee. Heike und Philipp Schnabel, bei denen unsere Einsatzwoche stattfand, machten sich direkt am ersten Abend mit selbstgemachter Pizza beliebt. Die ein oder anderen kennen Schnabels, sie waren beide mal im Jahresteam. In Rostock wohnen sie neben einer Plattenbausiedlung und investieren sich im Rahmen der „Fischkutter Jugend- und Begegnungsstätte“ in die Kinder und Jugendlichen, die dort unter anderen Umständen aufwachsen, als wir sie vielleicht kennen.

 

Extrem wertvoll

Genau da brachten wir uns ein: Hauptsächlich in der Arbeit mit den Kindern im Fischkutter. Das ist eine offene Arbeit vergleichbar mit der Arche, zu der die Kinder einfach kommen dürfen, eine warme Mahlzeit bekommen, bei ihren Hausaufgaben unterstützt werden oder spielen können. Wir verbrachten dort Zeit mit Kindern, denen das Leben in der Plattenbausiedlung sehr unterschiedliche Erlebnisse und Prägungen bietet, und schenkten ihnen unsere Aufmerksamkeit. Etwas, dass sie unter Umständen den Rest des Tages über nicht mehr bekommen würden. Wir haben gemeinsam mit Lego gebaut, Papierflieger gefaltet und geworfen oder sind zusammen auf dem Trampolin gesprungen. Alles nichts Spektakuläres, aber alles extrem wertvoll.

 

Diese Zeit im Fischkutter nahmen wir im Jahresteam ganz unterschiedlich wahr: Manche erkannten ihre Stärke darin, sich mit den Kindern zu beschäftigen und konnten in diesen Stunden aufblühen; andere hatten so ihre Schwierigkeiten, offen auf die Kinder zuzugehen. Aber egal, wie unterschiedlich jeder von uns diese Zeit erlebt hat, letztendlich leistete jeder von uns seinen individuellen Beitrag, denn mit so vielen Mitarbeitern konnte auch das Lego mal sortiert oder Puzzles auf ihre Vollständigkeit geprüft werden. Auf jeden Fall war es eine wertvolle Zeit, sowohl für die Kinder als auch für uns: Das Strahlen ihrer Augen und ihre Unbeschwertheit im Spielen waren so besonders. Sie machten diese Einsatzwoche zu einem echten Highlight und wir wussten: auch die teilweise sehr herausfordernden Momente und die Zeit mit den manchmal wirklich intensiven Kindern haben sich wirklich gelohnt!

 

Themen des Alltags

Neben der Arbeit mit den Kindern hatten wir die Möglichkeit, mit den Jugendlichen vor Ort in Kontakt zu kommen, indem wir verschiedene Hauskreise sowie einen Jugendkreis gestalteten. Dazu gehörten die Boys Group am Dienstag, die Mixed Group am Mittwoch und die Girls Group am Donnerstag. Wir wählten jeweils eine Bibelstelle aus, über die wir uns dann in den verschiedenen Gruppen austauschten. Ich erlebte diese Hauskreise als einen vertrauten Rahmen. Die Jugendlichen teilten mit, was sie beschäftigt und auch wir bekamen so einen Einblick, welche Themen in ihrem Leben gerade eine Rolle spielen, obwohl wir uns gegenseitig nicht kannten. Mir persönlich ist dabei nochmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, Gemeinschaft unter Christen zu haben, um voneinander zu lernen und Erfahrungen austauschen zu können.

 

Starke Gemeinschaft

Das Ganze war ja eine Einsatzwoche. Eine Zeit, in der wir uns ganz bewusst und aktiv in die Arbeit in Rostock investieren und Erfahrungen mit uns und mit Gott sammeln wollten. Das hat auf jeden Fall geklappt! Aber auch sonst erlebten wir so einiges, zum Beispiel den Besuch bei Karls Erdbeerhof. Das ist ein themenbasierter Freizeitpark mit angeschlossenem Shop, der alle möglichen Produkte mit Erdbeermotiven verkauft. Das durfte auf keinen Fall fehlen. Genauso wenig wie ein verregneter und windiger Ausflug an die nahegelegene Ostsee, der sich allein schon wegen der Robben lohnte, denen wir in einer Aufzuchtstation an der Küste einen Besuch abgestattet haben. Oder die Führung durch den Güstrower Dom, die Heikes Schwester Sarah, die ebenfalls am Theologischen Seminar studiert hatte, für uns machte. Echt einzigartig! Nicht nur, dass wir viel Hintergrundwissen über den Dom und seine Geschichte erfuhren, wir durften auch hoch bis unter das Dach des Gebäudes, von wo wir eine atemberaubend schöne Aussicht über Güstrow hatten. Später ließen wir unseren Ausflug bei einem gemeinsamen Döner-Essen ausklingen und waren uns einig: All diese Aktionen, die uns als schöne Erfahrungen in Erinnerung bleiben werden, haben unsere Gemeinschaft sehr gestärkt.

 

Das liegt sicher auch daran, dass wir als Jahresteam in Rostock nochmal eine ganz andere Art von intensivem Zusammenleben als im LZA hatten. So war der Aufenthaltsraum, in dem wir gemeinsam unsere Freizeit verbrachten und Vorbereitungen für die Hauskreise trafen, gleichzeitig der Schlafraum von uns Mädchen. Wir sorgten auch selbst für unser Frühstück und Abendessen. Dabei entstanden viele gute Gespräche, sodass wir uns im Team noch besser kennenlernten.

 

Richtig angepackt

Ich bin sehr dankbar, dass wir durch diese Einsatzwoche die Möglichkeit hatten, unsere Nachfolge Jesu praktisch „auszuprobieren“ und auch noch in einem anderen Rahmen als dem LZA zu leben. Wir spürten, was wir mit unserem Einsatz bewirkten. Sei es durch die Freude der Kinder darüber, dass wir Zeit mit ihnen verbrachten und ihnen unsere Aufmerksamkeit schenkten. Oder durch die Dankbarkeit der Mitarbeiter über unser praktisches Anpacken und die dadurch für sie neugewonnene Kapazität für verschiedene Aufgaben, die sich sonst aufgrund der geringen Mitarbeiterzahl nur schwer hätten umsetzen lassen. Es war eine bereichernde Zeit! Und auch, wenn es im Zusammenleben manche herausfordernden Momente gab, war es dennoch eine wirklich wertvolle Erfahrung und eine schöne Woche für uns.

 

 

Jessica Schulze, 19, kommt aus Korntal und arbeitete während ihres Freiwilligen Dienstes an der Rezeption und in der Küche.