Auf der Suche nach Erfüllung
Wenn der Mensch erst mal den Eindruck hat, dass ihm etwas fehlt, dann ist er schnell bereit, dies und das zu tun, um dem gefühlten Mangel Abhilfe zu schaffen. Manches von dem, was er tut, ist nicht schlecht, anderes wohl verwerflich, das meiste aber führt eh nicht zum gewünschten Ziel. Pawel Step hat eine Idee, was helfen könnte, und meint: die Suche muss uns nicht erdrücken.
„Ich bin so einsam. Ich habe niemanden. Ich freue mich über jedes kleine Gespräch oder eine kleine freundliche Geste von einem fremden Menschen. Die Einsamkeit erdrückt mich“, erzählte mir eine ältere Dame nach einer Veranstaltung. Sie kam immer wieder ins Stocken, weil die Tränen und das Schluchzen sie am Sprechen hinderten. „Pawel, es ist so geil! Dieser Zustand ist so klasse. Ich fühle mich wahnsinnig gut!“, meinte ein Jugendlicher im narkotisierten Zustand, der mit mir sprach. Seine Augen waren rot, sein Grinsen breit. Das verdankte er der Marihuana-Zigarette, die er gerade geraucht hatte. Und ein anderer sagte: „Meine innere Leere trieb mich zur Bundeswehr. Adrenalin, Karriere, Verantwortung und Anerkennung sollten mein Herz ausfüllen. Sie taten es aber nicht…“
Die Leere bleibt
Diese Beispiele haben eine Gemeinsamkeit: Es gibt ein Defizit, das der Mensch auszugleichen versucht. Und diese Suche nach Erfüllung hört nie auf. Denn, wenn man meint, endlich die Lösung gefunden zu haben, wird einem klar, dass es nicht der Fall ist. Die Leere bleibt. Es wird eine andere Lösung angestrebt, die erneut zeigt, dass die Suche nicht erfolgreich war. Und so wiederholt sich der Teufelskreis der Suche nach Erfüllung, nach Anerkennung, nach einer endgültigen Lösung immer und immer wieder.
Einige kommen auf eine gute Spur. Sie ahnen, dass diese innere Leere mit spirituellen Dingen zusammenhängt. Sie fangen an, das Universum zu erkunden, suchen nach Antworten in verschiedenen Religionen. Beispielsweise durch Meditation wird der eigene Geist zur Lösung getrieben. Dann merken aber auch sie, dass all das nicht die vollkommene Lösung ist. Die Lösung ist nicht in einem selbst zu finden. Es fehlt ein entscheidendes Detail. Irgendetwas braucht es noch, ein wichtiges Puzzleteil.
Ein Merkmal des Puzzlestückes ist, dass es auf den anderen ausgerichtet und nicht ich-bezogen ist. Viele verlieren sich im demütigen Dienst am Nächsten und ahnen, dass es die richtige Spur sein könnte. Es ist die Anwesenheit von etwas Göttlichem erlebbar. Aber diese ist endlich.
Die Seele hat Durst
Die innerste Sehnsucht nach Erfüllung, nach Ganz-Sein, ist in jedem Menschen ausgelöst worden, als der Mensch sich von Gott abgewandt hat. Ab da fehlte der menschlichen Seele das Entscheidende: Gottes Gegenwart im Herzen, die innere Verbindung zum Schöpfer. Ab da fühlte sich der Mensch nicht willkommen, er versteckte sich vor Gott und ging eigene Wege. Versuchte auf seine eigene Art und Weise erfüllt zu werden. Selig zu werden nach eigener Fasson.
Nach vielen eigenen Versuchen und erreichten Zielen, merkt der Mensch, dass die vollkommene Erfüllung ausbleibt. „Wie ein Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele Herr zu dir“, heißt es in Psalm 42, 2. Dieser Schrei der Seele kann nicht mit menschlichen Möglichkeiten erhört und erfüllt werden. Die Seele kommt nie zur Ruhe. Es sei denn…
Es muss doch einen Ausweg geben! Ist es wirklich unmöglich?! Ja. Dem Menschen ist es unmöglich. Dabei hat Gott nie aufgehört den Menschen in eine erfüllende Beziehung zu rufen. Gott zeigt dem Menschen unermüdlich, dass er bei ihm willkommen ist. Dass seine Sehnsucht nach Erfüllung, nach Ganz-Sein nur beim himmlischen Vater gestillt werden kann. Gott hat von sich aus eine Möglichkeit geschaffen - der Mensch kann nicht, aber Gott kann! Er hat alles in Bewegung gesetzt, alle Ressourcen und Kräfte in seinem Sohn Jesus Christus geballt und zu einem Ausweg geformt. Durch Jesu Tod am Kreuz wurde für die vollkommene Erfüllung, die ewig und nicht endlich ist, ein für alle Mal bezahlt. Durch diesen unmenschlichen Akt hat Jesus gezeigt, dass der Mensch zu Gott gehört und beim himmlischen Vater willkommen ist.
Die Verwirrung war groß
Wenn der Durst der Seele gestillt ist, ist dann der Mensch vollkommen erfüllt und vollkommen glücklich? Naja. Ich habe erlebt, dass meine Leidenschaft für Jesus mit der Zeit immer kleiner wurde. Die Unzufriedenheit nistete sich ein und breitete sich langsam aus. Was war los? Hatte sich Sünde in mein Leben eingeschlichen? Nach Prüfen und Beten merkte ich, dass es nicht der Fall war. Was hemmte mein Herz dann? War ich ungehorsam und faul im Dienst geworden? Auch das war nicht der Fall. Als Gemeindediakon arbeitete ich vollzeitlich in der Jugendarbeit, unterrichtete an zwei Schulen evangelische Religion. Alles war gut geplant, abgesteckt und kontrolliert. Möglicherweise war es nur eine emotionale Sache, der ich nicht auf den Grund kam und die bald vergehen würde? Aber dem war nicht so. Auch da hat Jesus mich nicht im Stich gelassen. Ich las in einem Buch über geistliche Leiterschaft einen Abschnitt, der mich aus der verzweifelten Lage herausriss.
Ein Pastor erzählte, dass er drei Hauptaufgaben von Jesus auf dem Herzen habe. Lehren, Evangelisieren und Leiten. Durch die wachsende Gemeinde hatte er immer mehr Lehraufgaben und Evangelisationen übernommen. Das war toll! Der Dienst wuchs, die Gemeinde wuchs, es war eine sehr aufregende Zeit. Aber seine Leidenschaft wurde immer kleiner. Es gab auch da keine Lösung. Aber Jesus ließ ihn nicht im Stich. Durch verschiedene Ereignisse kam es dazu, dass der Pastor einige Leitungsaufgaben übernehmen musste. Ohne, dass etwas Besonderes passiert war, wurde seine Leidenschaft größer, das Feuer, das er vermisste, brannte wieder. Was war der Auslöser gewesen?
Ihm wurde klar, dass es mit dem Aufgabenwechsel zu tun hatte. Er kam zu dem Schluss, dass seine Leidenschaft und Freude kleiner geworden waren, weil er neben Evangelisieren und Lehren nicht mehr geleitet hatte. Sein Fazit war, dass uns der Dienst für Jesus aufleben lässt. Wenn wir unsere Gaben für Gottes Reich und den Dienst an den Menschen einsetzen, dann leuchtet unsere Leidenschaft auf. Vernachlässigen wir unsere Gaben, nistet sich eine Unzufriedenheit und Trägheit ein. Das hat Paulus auch seinem Schüler Timotheus schon vor 2000 Jahren in 1.Timotheus 4,14 geraten: „Lass nicht außer Acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung des Rates der Ältesten.“ Und in Vers 16 hat er die Auswirkungen gezeigt: „Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken! Denn wenn du das tust, wirst du dich selbst retten und die, die dich hören.“
Der Ausweg lag da
Diese Informationen haben mich neugierig gemacht und ich habe mich bewusst auf die Suche nach Evangelisationsmöglichkeiten außerhalb meines gewohnten Umfeldes gemacht: im Fitnessstudio, auf der Straße, bei Evangelisationsschulungen, Predigten außerhalb meines normalen Kontextes. In Situationen, in denen ich keine Kontrolle hatte. Evangelisationsmöglichkeiten, Gespräche im unbekannten Umfeld. Hier war ich auf Jesus und die Leitung des Heiligen Geistes angewiesen. Hier konnte Jesus durch mich mit der evangelistischen Gabe voll wirken. Das hat mich wieder brennen lassen.
Ob ich auf der Suche nach Erfüllung des Herzens bin, nach der Verbindung zum himmlischen Vater. Oder wenn ich merke, dass meine Leidenschaft kleiner geworden ist. Fakt ist, dass ich bei Gott durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist willkommen bin! Er weiß, was ich brauche. Er stillt den Ruf meiner Seele. Er, Gott, ist das fehlende Puzzleteil. Gott selbst belebt mich, sodass ich ihm und anderen Mitmenschen dienen kann und dadurch selbst beschenkt werde. Wie wunderbar ist es doch, diesen liebevollen und fürsorglichen Gott persönlich zu erleben! Er lädt mich in diese wunderbare Beziehung ein. Ich bin bei ihm von ganzem Herzen willkommen.
Pawel Step ist Gefängnisseelsorger, Evangelist und Gesundheitscoach, wurde in Kirgistan geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach abgebrochenen Schulen und Ausbildung wurde er Soldat in einer Spezialeinheit. Heute ist der Familienvater Gastdozent am TSA und insgesamt unterwegs, um die Menschen mit Jesus bekannt zu machen und sie zu einem Leben mit IHM einzuladen.