Hier bin ich zuhause!

Das ist ja längst kein Geheimnis mehr: Auch in geistlichen Gemeinschaften leben individuelle Persönlichkeiten zusammen, die dem Ganzen einen besonderen Charme verleihen. Individuell. Und persönlich. Eine von ihnen ist Sr. Geertken Lahuis, die uns mit auf einen gedanklichen Rundgang nimmt. Individuell. Und sehr persönlich!

 

 

In der zurück liegenden Zeit schaute ich immer wieder einmal auf den Verlauf meines Lebens zurück. Rein gefühlsmäßig verlor das Schwere dabei sein Gewicht, dafür nahm und nimmt die Dankbarkeit Gott und auch Menschen gegenüber einen wichtigen Platz ein. Das Leben hier in der Kommunität spielt dabei eine erhebliche Rolle und war ein Meilenstein auf dem Weg. Natürlich, hier lief auch nicht immer alles in ruhigen Bahnen und es gab nicht nur Höhen. Aber von Gott war mir ein Raum gegeben, getrost zu leben und in Tiefen nicht zu verzagen.

 

Von vorne bis hinten

Mehr als mir bewusst, haben mich die bisher 45 Jahre in meiner „Kommunitätszeit“ geprägt. Gemeinsame Andachten, Austausch, Pünktlichkeit, Schlichtheit, das gemeinsame Annehmen von Herausforderungen. In meiner morgendlichen „Stillen Zeit“ las ich in den vergangenen Jahren meine Bibel von vorne bis hinten durch - jeden Tag 2 Kapitel, dabei entdeckte ich immer wieder Neues. Auch das Wiederholen einzelner Lieder ist mir ein Segen, zum Beispiel Vers 2 aus dem schönen alten Weihnachtslied, dass ich das ganze Jahr über singen könnte: Ich steh an deiner Krippen hier: Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren und hast mich dir zu eigen gar, eh ich dich kannt, erkoren. Eh ich durch deine Hand gemacht, da hast du schon bei dir bedacht, wie du mein wolltest werden.“

 

Vor Jahren stieg ich aus

Da ich zu den Frühaufstehern gehöre, halfen mir im Sommer oft längere Spaziergänge durch die Natur, um meine Gedanken zu sortieren - oftmals wurde ich obendrein mit wunderschönen Sonnenaufgängen beschenkt. Am Tage benutze ich auch regelmäßig mein Fahrrad. Hiermit verrichte ich auch kleinere Einkäufe oder Arztfahrten. Sehr dankbar bin ich für mein „Arbeitsgebiet“, in dem ich jahrelang tätig war, die Küche. Vor Jahren stieg ich hier aus und habe mich im Loslassen geübt. Eine wertvolle Schule Gottes! Jetzt halten wir es so, dass ich nach Absprache mithelfe, wenn es nötig ist. Das ist okay und macht mir Freude.

 

Meine stümperhaften Vorstellungen

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, nun, ich muss sagen, ich hätte es anders geplant. Kurzsichtig, von eigenen Wünschen geleitet, auch angstvoll, zu kurz zu kommen. Wie gut, dass ich mein Leben mit 25 Jahren Jesus übergeben habe. Durch diesen Schritt bekam es eine neue Richtung. Mir war bewusst, meine stümperhaften Vorstellungen, die meine Zukunft betrafen, durfte und wollte ich nicht mehr verfolgen. Folgen wollte ich Jesus, der mir durch sein Leiden und Sterben ein „Willkommen“ bei seinem und jetzt auch meinem Vater im Himmel geschenkt hatte. Ich kam von einem kleinen Bauernhof aus Norddeutschland und hatte von einer „Kommunität Adelshofen“ nie was gehört. Über den Weg der Krankenschwester, auf dem es zu einer schweren Allergie kam, ging mein Weg auf die Bibelschule und später in die Kommunität. Heute staune ich über meine Entschlossenheit und meinen Mut. Sicher machte ich Fehler, ich liebte auch das Abenteuer. Doch für Gott war das kein Hindernis, er kam mit mir zurecht.

 

Das ist in Ordnung so

Hier passe ich hin! Hier bin ich gerne! Hier bin ich zu Hause! In der Kommunität bin ich nicht zu kurz gekommen. Gearbeitet habe ich gerne. Als willkommene Tochter Gottes wurde ich immer wieder reich von Gott beschenkt. Auf verschiedenste Weise kam ich in die unterschiedlichsten Länder. Ein besonderes Erlebnis war eine neunwöchige Auszeit in Israel. Hauptsächlich erlebte ich diese Zeit in Latrun bei den Geschwistern der Jesusbruderschaft. Durch mancherlei Verbindungen lernte ich das Land kennen, in dem Jesus seinen Fuß auf die Erde gesetzt hat. Jetzt merke ich, dass meine Kräfte nachlassen. Das ist in Ordnung und ich bin Gott so dankbar für die ausgefüllten Jahre meines Lebens. Vieles kann ich nicht mehr und Vieles will ich auch nicht mehr. Die Reiselust hat abgenommen. Immer wieder übe ich mich im Loslassen. Ich versuche, in meinem Zimmer nur das zu haben, was ich wirklich brauche. Das erleichtert! Auch sonst übe ich mich in Enthaltsamkeit und nehme nicht mehr an allem teil, was so angeboten ist. Mir reicht es aus, zu wissen, dass ich bei Gott willkommen bin. Auch im Alter.                                       

 

 

Sr. Geertken Lahuis kam mit 26 Jahren nach Adelshofen. Sie liebt das Leben, stellt sich mutig den Grenzen von Gesundheit und Alter und gibt gern, was sie hat. Seit 1976 gehört sie zur Kommunität.